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Wichtiges auf einem Blick
das Portal wurde gelöscht das es unbrauchbar war. Dafür wurde ein Index-Modul erstellt. Die neue Homepage ist online! ^^Leseprobe - Oh Brother
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Leseprobe - Oh Brother
Bunte Kleider, tausend und abertausend Gerüche und Gesichter, die nicht recht dazu passen wollten. Er liebte es hinter ihnen zu gehen. Ihre Duftwolke in die Nase zu bekommen.
Ihnen Charaktere zuzuordnen. Eine grell geschminkte Frau kam ihm entgegen. Er lächelte ihr zu, sie geriet in ihren hohen Stöckelschuhen ins Straucheln, blitzschnell hatte er sie am Oberarm aufgefangen. Er entblößte seine spitzen Eckzähne in einem smarten Lächeln. Er hörte ihren Herzschlag, roch ihren Schweiß. Er lief weiter. Der Reiz war fort. Der Bahnhof war überfüllt. Kühl. Ein amüsiertes Brummen drang aus seiner Kehle. Unter seinem schwarzen eng anliegenden Hemd zeichneten sich seine Muskeln ab. Seine braunen schulterlangen Haare wellten sich leicht. Er schnupperte in der Luft, sog den Geruch der Frau vor ihm ein. Etwa Mitte dreißig. Hausfrau. Leichtes Parfum, das seine Nasenschleimhäute reizte. Doch er schlich näher. Ein Kind. Ein Liebhaber, bei dem sie erst vor kurzem war. Und ihr Mann, zu dem sie sich jetzt begeben würde. Das alles konnte er aus ihrem Duft erkennen. Er lächelte und seine blendend weißen Zähne stachen aus seinem sonnengebräunten Gesicht hervor. Sie schienen zu leuchten als er endlich aus dem Keller des Bahnhofes ins Freie trat. Er kniff die Augen zusammen und dann zog er in einer schnellen fließenden Bewegung eine Sonnenbrille aus seiner Brusttasche und setzte sie auf. Die Hitze schien wie eine Wand auf ihn nieder zu schmettern. Doch er kannte die Hitze. Er war ständig von ihr umgeben. Er roch den Sommer, die Vögel, die über ihn hinwegfegten und einen kleinen Lufthauch zu ihm hinunter wehten.
Ein Mensch hätte ihn sicher nicht gespürt.
Aber er war kein Mensch. Aber er liebte sie. Wie sie strebsam ihrem vorgeschriebenen Leben folgten, emsig wie Ameisen.
Ein grummelndes Lachen stieg aus seiner Kehle und erneut ließ er seine Zähne blitzen. Junge Mädchen liefen an ihm vorbei, knapp bekleidet, mit engen Oberteilen.
Er leckte sich über die Lippen.
Oh ja, er liebte die Menschen.
Er schlug die Hände zusammen und rieb sie erwartungsvoll aneinander.
"Showtime!"
Adam Wells hockte auf einer Mauer und starrte in die vorbeilaufende Menge hinunter. Viele drehten ihre Blicke zu ihm hinauf und in ihren Mienen konnte er die Verständnislosigkeit erkennen. In dieser Hitze trug er nicht nur eine Sonnenbrille. Sicher würden sich mehr Mädchen zu ihm umdrehen, würde er oben ohne oder, wie Michel es zu tun pflegte, in einem eng anliegendem Shirt herumlaufen. Aber selbst durch den langen weißen Pullover drang die Sonne hindurch und der weiße Schaal juckte unerträglich. Adam seufzte. Wo blieb dieser Hohlklotz bloß? Die lauten Geräusche der anhaltenden Züge kreischten in seinen Ohren und die heiße sirrende Atmosphäre nahm ihm den Atem. Er stellte das Atmen ein. Er brauchte es nicht wirklich. Es war nur Angewohnheit, die Menschen liefen dann nicht so schnell davon.
Ungeduldig fuhr er sich über einen seiner Eckzähne. Sie waren spitz, aber nicht lang. Er hatte keinen Hunger. Und dann begann die Luft an wirbeln als würde sie einen alten Freund begrüßen und sich freuen ihn endlich wieder zu sehen.
Adams Kopf ruckte in Richtung Eingang. Ein Lächeln breitete sich über seinem Gesicht aus. Genauso hatte er ihn in Erinnerung. Für einen Menschen ein Sonnyboy, der aus dem Urlaub zu kommen schien, für Adam aber war es ein Wolf, der sich ungestört in einer Schafsherde bewegte. Elegant sprang er von der Mauer hinab und starrte in seine Richtung. Adam wusste, dass er seinen Blick spürte und tatsächlich drehte sich das Sonnyboygesicht ihm zu und das Grinsen wurde breiter. Neben ihm hielt eine Frau einen Moment inne und betrachtete Adam. Er spürte, wie ihr Blut in Wallung geriet. Wie es emporschoss in ihre Wangen. Er schluckte und biss die Zähne zusammen. Wie sie wohl sein würde? Feurig? Leidenschaftlich? Süß? Herb? Hätte sie doch nur einen Kratzer. Er würde es wissen. Für den Fleischgeruch war er zuständig.
"Adam!" Er wollte gerade einen festen Stand finden, da fiel er ihm auch schon um den Hals. Durch die Wucht geriet er ins Schwanken und nur die Mauer konnte ihn vor dem Fall retten. Ungerührt starrte er geradeaus und wartete ab. Er spürte ein Vibrieren an seiner Brust und kurz darauf ertönte ein leises einem Knurren ähnliches Kichern. Der Mann, der ihn umarmte, war so groß wie er. Seine braunen Haare fielen in leichten Wellen auf seine Schultern. Und seine grüngelben Augen blitzten auf als er sich endlich von ihm löste, dabei hielt er ihn liebevoll an den Schultern fest und betrachtete ihn musternd.
"Japp, hast dich nicht verändert, Alter! Grins doch mal, dein Sonnybrother ist wieder da!"
Adam zog seine Mundwinkel nach oben und sein Lächeln wurde erwidert. Erneut umarmten sie sich, nun jedoch langsamer.
"Schön dass du wieder da bist, Mike." Es vergingen Sekunden, doch der Mann ließ ihn nicht los.
"Mike! Mike? Könnten wir bitte aus der Sonne raus. So langsam wird’s eng. Michel, bitte."
Endlich ließen ihn die Arme des anderen frei und Adam sah sich um. Die Frau, die ihn vorhin gemustert hatte, stand an einer Haltestelle und musterte sie beide mit interessiertem Blick. Er las ihre Gedanken ab. Eine seiner Eigenschaften. Michel folgte seinem Blick und legte den Kopf schief. Adam konnte sein Grinsen aus seinen Worten hören.
"Na, stehst auf die Kleine? Ich würd dir abraten. Ein Mann, ein Liebhaber und ein Kind. Nicht dein Ding."
Adam schrak zusammen als er die Hitze auf seiner Haut spürte. Er musste aus der Sonne. Grob packte er Michel am Oberarm.
"Komm, wo hast du dein Gepäck?" Sie waren fast im Schatten eines Baumes angelangt, als ihn Michels leise Stimme stocken ließ.
"Öhm, weg."
Ungläubig drehte er sich um und zog die Augenbrauen nach oben. Michel erwiderte seinen Blick mit einem breiten übertriebenem Grinsen, dabei hatten seine Augen jedoch den Ausdruck von Hunden, die zu verstehen glaubten, dass sie etwas Falsches getan hatten.
"Weg?", wiederholte Adam tonlos und Michel wandte den Blick ab, wobei er die Lippen spitzte.
"Joahr, weg."
Fassungslos öffnete Adam den Mund und schloss ihn kurz darauf wieder. Manchmal wusste er nicht, ob er ihn schlagen oder auslachen sollte. Noch einmal wiederholte er tonlos:
"Weg ..."
Michel nickte. "Mhm." Müde fuhr er sich über die Augen.
"Und wo ist es weggekommen?"
Michel zuckte die Schultern.
"Och, weißt du, ich hatte zwischendrin einfach Bock zu laufen und da hat der Rucksack nur genervt. Komm schon A`, sind doch nur ´n paar Klamotten."
Adam schüttelte den Kopf. Was diese Hohlbirne sich immer dabei dachte.
"Hast du wenigstens Pass und Geldbörse mitgenommen."
Michel sah nachdenklich zum Blätterdach des Baumes empor.
"Ich denk´ ... schon."
Adam seufzte und schritt weiter voran. Er brauchte jetzt Eis, und ´nen Drink. Er hörte, wie Michel ihm folgte. Spürte die Wärme, die von ihm ausging, diese Hitze, die mit der der Luft konkurrieren konnte. Er konnte sein Blut fließen hören. Ruhig, lebendig. Sein Herzschlag wummerte in Adams Trommelfell. Wie konnten sie nur so unterschiedlich sein. Waren sie doch beide Monster.
"Ähm, A´? Ich muss noch zu Ari. Er wollte, dass ich ihm Bescheid gebe, wann ich wieder da bin."
Adam nickte nur und schritt weiter.
"Hat das noch ein paar Stunden Zeit? Ich wollte bis zum Sonnenuntergang warten."
Diesmal war es Michel, der stoppte, Adam konnte hören, wie sein Herzschlag sich entfernte. An seinen Schritten hätte er es nie erkannt. Michel lief so leise, dass selbst eine Feder laut wirkte, kam sie auf dem Boden auf.
"Du willst mit?" Bei dem Klang der ungläubigen Stimme von Michel stoppte nun auch Adam. Mit einem Grinsen drehte er sich ihm zu.
"Klar. Ein großer Bruder muss doch auf seinen kleinen aufpassen. Außerdem, wie lang war ich nicht mehr da? Zwei Monate? Drei?"
"Sechs. So lange wie ich fort war." Adam hob gespielt die Augenbrauen. Dann drehte er sich wieder um und lief weiter.
"Sechs? Hätte ich nicht erwartet. Na da wird sich wohl jemand freuen mich wiederzusehen."
Michel betrachtete unsicher seinen Bruder, der es sich auf dem Küchentisch mit einem Eisblock bequem gemacht hatte. Sechs Monate war er im Ausland gewesen. Ari hatte ihn dorthin geschickt um ein Packet abzuholen. Es war ein großer Vertrauensbeweis, dass er ihn allein geschickt hatte. Michel machte es stolz. War Ari doch ...
"Und? Willst du los?" Michel schrak aus seinen Gedanken auf. Und nickte. Adam hatte sich auf die Kante des Tisches gesetzt und hielt ein blaues Getränk in der Hand. Michel schnupperte und würgte.
"Blauer Engel. Kannst du nicht mal was Vernünftiges trinken?" Adam erhob sich mit einem Ächzen.
"Du meinst, so etwas wie du immer zu dir nimmst? Tequila, Vodka oder Absinth?" Michel versuchte eine unschuldige Miene zu ziehen.
"zum Beispiel." Adam lachte kurz auf und ging zum Kühlschrank. Michel unterdessen versank wieder in Gedanken.
Sie waren sich beide äußerlich ähnlich. Na ja. Abgesehen von einigen kleineren Dingen. Wie zum Beispiel, dass Adam tot war. Oder wie er es zu sagen pflegte, untot und dazu bescheuert blass. Doch hinter diesem seltsamen bläulichen Ton seiner Augen verbarg sich dasselbe Grün, das auch in Michels Augen eingeflochten war. Und trotzdem. Michel mochte es nicht, wenn Adam mit zu Ari kam. Es war jedes Mal ein Risiko.
Er schüttelte den Kopf. Seit wann war er so nachdenklich geworden? Das war sonst Adams Job. Michel ließ lieber Taten und Worte sprechen, dafür waren sie schließlich gedacht.
"Willst du wirklich mit? Ich war lang nicht mehr da, wer weiß, wer da aufgestiegen ist. Vielleicht kann ich dir nicht helfen, wenn es zu einem Angriff kommt."
Adam zog den Kopf aus dem Kühlschrank, während er genüsslich an einer Blutkonserve schlürfte.
"Angst, Brüderchen? Seit wann bist du so besorgt um meine Sicherheit? Glaub mir, ich bin schon groß und kann auf mich aufpassen. Und falls doch etwas passiert. Hey, ich bin schon tot. Was soll mir noch passieren?"
Michel schüttelte den Kopf.
"Das klingt nicht nach dir. A´ was ist los? Du warst doch sonst nicht so?"
Michel erhob sich aus dem halb zerfledderten Sessel. Er war das einzige Möbelstück, das nicht so recht in die Wohnung passen wollte. Alles andere war gepflegt und modern, aber er hatte ihrer Mutter gehört. Und Michel liebte ihn.
Langsam lief er auf seinen Bruder zu. Dabei trat er nur mit den Ballen auf. Eine Angewohnheit, die er seit dem Biss hegte.
Adam hatte sich in die Nasenwurzel gekniffen und die Augen geschlossen als Michel vor ihm stehen blieb und ihn unentwegt ansah.
"Tut mir leid, Mike. Die letzten sechs Monate waren echt ätzend."
Mitfühlend legte Michel den Kopf schief.
"Viel zu tun für Ellena?"
Adam schüttelte den Kopf. Dann nahm er die Hand herunter und sah ihn an. Michel konnte zwar allein am Geruch die ganze Lebensgeschichte eines Menschen erzählen, er verriet ihm, was der Mensch in dem Augenblick fühlte, was er durchgemacht hatte, doch leider funktionierte das ganze bei seinem Bruder nicht.
"A´?"
Adam schloss die Arme um ihn. "Ich hab mir Sorgen um dich gemacht. Und dich vermisst."
Michel zog überrascht die Augenbrauen nach oben und erwiderte die Umarmung.
Er sah nach draußen. Die letzten Sonnenstrahlen färbten den Himmel blutig. Er seufzte.
"Na ja, dann kann ich mein Ice ice Baby wohl nicht zu Hause lassen, während im Nineteen die Post abgeht!"
Sie ließen sich los und grinsten sich entgegen. Michel ließ seine Zähne blitzen und rannte voller Übermut zur Tür.
"Los, Komm A´! Die warten sicher schon." Er wollte gerade die Tür aufreißen, als Adam ihn zurück rief.
"Hast du nicht irgendwas vergessen?"
Er drehte sich wieder um. Adam hatte sich ein feines Jackett übergezogen, was wunderbar zu seinem frischen weißen Hemd passte. Michel hatte sich bereits daran gewöhnt, dass er sich innerhalb von Sekunden umzog, doch Adams Finger deutete auf ein pralinengroßes Kästchen auf dem Couchtisch, das ihn an irgendetwas erinnerte.
Michel sprang vor Schreck kurz hoch. Mann, beinahe hätte er das Päckchen für Ari vergessen! Deshalb war er doch erst fort gewesen. Er durchquerte mit zwei großen Schritten die Entfernung und schnappte es sich ruckartig. Adam grinste nur und war bereits an der Tür.
Es ist ein Auszug aus einem meiner Bücher, die hoffentlich den Augen der Öffentlichkeit preisgegeben werden.
Ihnen Charaktere zuzuordnen. Eine grell geschminkte Frau kam ihm entgegen. Er lächelte ihr zu, sie geriet in ihren hohen Stöckelschuhen ins Straucheln, blitzschnell hatte er sie am Oberarm aufgefangen. Er entblößte seine spitzen Eckzähne in einem smarten Lächeln. Er hörte ihren Herzschlag, roch ihren Schweiß. Er lief weiter. Der Reiz war fort. Der Bahnhof war überfüllt. Kühl. Ein amüsiertes Brummen drang aus seiner Kehle. Unter seinem schwarzen eng anliegenden Hemd zeichneten sich seine Muskeln ab. Seine braunen schulterlangen Haare wellten sich leicht. Er schnupperte in der Luft, sog den Geruch der Frau vor ihm ein. Etwa Mitte dreißig. Hausfrau. Leichtes Parfum, das seine Nasenschleimhäute reizte. Doch er schlich näher. Ein Kind. Ein Liebhaber, bei dem sie erst vor kurzem war. Und ihr Mann, zu dem sie sich jetzt begeben würde. Das alles konnte er aus ihrem Duft erkennen. Er lächelte und seine blendend weißen Zähne stachen aus seinem sonnengebräunten Gesicht hervor. Sie schienen zu leuchten als er endlich aus dem Keller des Bahnhofes ins Freie trat. Er kniff die Augen zusammen und dann zog er in einer schnellen fließenden Bewegung eine Sonnenbrille aus seiner Brusttasche und setzte sie auf. Die Hitze schien wie eine Wand auf ihn nieder zu schmettern. Doch er kannte die Hitze. Er war ständig von ihr umgeben. Er roch den Sommer, die Vögel, die über ihn hinwegfegten und einen kleinen Lufthauch zu ihm hinunter wehten.
Ein Mensch hätte ihn sicher nicht gespürt.
Aber er war kein Mensch. Aber er liebte sie. Wie sie strebsam ihrem vorgeschriebenen Leben folgten, emsig wie Ameisen.
Ein grummelndes Lachen stieg aus seiner Kehle und erneut ließ er seine Zähne blitzen. Junge Mädchen liefen an ihm vorbei, knapp bekleidet, mit engen Oberteilen.
Er leckte sich über die Lippen.
Oh ja, er liebte die Menschen.
Er schlug die Hände zusammen und rieb sie erwartungsvoll aneinander.
"Showtime!"
Adam Wells hockte auf einer Mauer und starrte in die vorbeilaufende Menge hinunter. Viele drehten ihre Blicke zu ihm hinauf und in ihren Mienen konnte er die Verständnislosigkeit erkennen. In dieser Hitze trug er nicht nur eine Sonnenbrille. Sicher würden sich mehr Mädchen zu ihm umdrehen, würde er oben ohne oder, wie Michel es zu tun pflegte, in einem eng anliegendem Shirt herumlaufen. Aber selbst durch den langen weißen Pullover drang die Sonne hindurch und der weiße Schaal juckte unerträglich. Adam seufzte. Wo blieb dieser Hohlklotz bloß? Die lauten Geräusche der anhaltenden Züge kreischten in seinen Ohren und die heiße sirrende Atmosphäre nahm ihm den Atem. Er stellte das Atmen ein. Er brauchte es nicht wirklich. Es war nur Angewohnheit, die Menschen liefen dann nicht so schnell davon.
Ungeduldig fuhr er sich über einen seiner Eckzähne. Sie waren spitz, aber nicht lang. Er hatte keinen Hunger. Und dann begann die Luft an wirbeln als würde sie einen alten Freund begrüßen und sich freuen ihn endlich wieder zu sehen.
Adams Kopf ruckte in Richtung Eingang. Ein Lächeln breitete sich über seinem Gesicht aus. Genauso hatte er ihn in Erinnerung. Für einen Menschen ein Sonnyboy, der aus dem Urlaub zu kommen schien, für Adam aber war es ein Wolf, der sich ungestört in einer Schafsherde bewegte. Elegant sprang er von der Mauer hinab und starrte in seine Richtung. Adam wusste, dass er seinen Blick spürte und tatsächlich drehte sich das Sonnyboygesicht ihm zu und das Grinsen wurde breiter. Neben ihm hielt eine Frau einen Moment inne und betrachtete Adam. Er spürte, wie ihr Blut in Wallung geriet. Wie es emporschoss in ihre Wangen. Er schluckte und biss die Zähne zusammen. Wie sie wohl sein würde? Feurig? Leidenschaftlich? Süß? Herb? Hätte sie doch nur einen Kratzer. Er würde es wissen. Für den Fleischgeruch war er zuständig.
"Adam!" Er wollte gerade einen festen Stand finden, da fiel er ihm auch schon um den Hals. Durch die Wucht geriet er ins Schwanken und nur die Mauer konnte ihn vor dem Fall retten. Ungerührt starrte er geradeaus und wartete ab. Er spürte ein Vibrieren an seiner Brust und kurz darauf ertönte ein leises einem Knurren ähnliches Kichern. Der Mann, der ihn umarmte, war so groß wie er. Seine braunen Haare fielen in leichten Wellen auf seine Schultern. Und seine grüngelben Augen blitzten auf als er sich endlich von ihm löste, dabei hielt er ihn liebevoll an den Schultern fest und betrachtete ihn musternd.
"Japp, hast dich nicht verändert, Alter! Grins doch mal, dein Sonnybrother ist wieder da!"
Adam zog seine Mundwinkel nach oben und sein Lächeln wurde erwidert. Erneut umarmten sie sich, nun jedoch langsamer.
"Schön dass du wieder da bist, Mike." Es vergingen Sekunden, doch der Mann ließ ihn nicht los.
"Mike! Mike? Könnten wir bitte aus der Sonne raus. So langsam wird’s eng. Michel, bitte."
Endlich ließen ihn die Arme des anderen frei und Adam sah sich um. Die Frau, die ihn vorhin gemustert hatte, stand an einer Haltestelle und musterte sie beide mit interessiertem Blick. Er las ihre Gedanken ab. Eine seiner Eigenschaften. Michel folgte seinem Blick und legte den Kopf schief. Adam konnte sein Grinsen aus seinen Worten hören.
"Na, stehst auf die Kleine? Ich würd dir abraten. Ein Mann, ein Liebhaber und ein Kind. Nicht dein Ding."
Adam schrak zusammen als er die Hitze auf seiner Haut spürte. Er musste aus der Sonne. Grob packte er Michel am Oberarm.
"Komm, wo hast du dein Gepäck?" Sie waren fast im Schatten eines Baumes angelangt, als ihn Michels leise Stimme stocken ließ.
"Öhm, weg."
Ungläubig drehte er sich um und zog die Augenbrauen nach oben. Michel erwiderte seinen Blick mit einem breiten übertriebenem Grinsen, dabei hatten seine Augen jedoch den Ausdruck von Hunden, die zu verstehen glaubten, dass sie etwas Falsches getan hatten.
"Weg?", wiederholte Adam tonlos und Michel wandte den Blick ab, wobei er die Lippen spitzte.
"Joahr, weg."
Fassungslos öffnete Adam den Mund und schloss ihn kurz darauf wieder. Manchmal wusste er nicht, ob er ihn schlagen oder auslachen sollte. Noch einmal wiederholte er tonlos:
"Weg ..."
Michel nickte. "Mhm." Müde fuhr er sich über die Augen.
"Und wo ist es weggekommen?"
Michel zuckte die Schultern.
"Och, weißt du, ich hatte zwischendrin einfach Bock zu laufen und da hat der Rucksack nur genervt. Komm schon A`, sind doch nur ´n paar Klamotten."
Adam schüttelte den Kopf. Was diese Hohlbirne sich immer dabei dachte.
"Hast du wenigstens Pass und Geldbörse mitgenommen."
Michel sah nachdenklich zum Blätterdach des Baumes empor.
"Ich denk´ ... schon."
Adam seufzte und schritt weiter voran. Er brauchte jetzt Eis, und ´nen Drink. Er hörte, wie Michel ihm folgte. Spürte die Wärme, die von ihm ausging, diese Hitze, die mit der der Luft konkurrieren konnte. Er konnte sein Blut fließen hören. Ruhig, lebendig. Sein Herzschlag wummerte in Adams Trommelfell. Wie konnten sie nur so unterschiedlich sein. Waren sie doch beide Monster.
"Ähm, A´? Ich muss noch zu Ari. Er wollte, dass ich ihm Bescheid gebe, wann ich wieder da bin."
Adam nickte nur und schritt weiter.
"Hat das noch ein paar Stunden Zeit? Ich wollte bis zum Sonnenuntergang warten."
Diesmal war es Michel, der stoppte, Adam konnte hören, wie sein Herzschlag sich entfernte. An seinen Schritten hätte er es nie erkannt. Michel lief so leise, dass selbst eine Feder laut wirkte, kam sie auf dem Boden auf.
"Du willst mit?" Bei dem Klang der ungläubigen Stimme von Michel stoppte nun auch Adam. Mit einem Grinsen drehte er sich ihm zu.
"Klar. Ein großer Bruder muss doch auf seinen kleinen aufpassen. Außerdem, wie lang war ich nicht mehr da? Zwei Monate? Drei?"
"Sechs. So lange wie ich fort war." Adam hob gespielt die Augenbrauen. Dann drehte er sich wieder um und lief weiter.
"Sechs? Hätte ich nicht erwartet. Na da wird sich wohl jemand freuen mich wiederzusehen."
Michel betrachtete unsicher seinen Bruder, der es sich auf dem Küchentisch mit einem Eisblock bequem gemacht hatte. Sechs Monate war er im Ausland gewesen. Ari hatte ihn dorthin geschickt um ein Packet abzuholen. Es war ein großer Vertrauensbeweis, dass er ihn allein geschickt hatte. Michel machte es stolz. War Ari doch ...
"Und? Willst du los?" Michel schrak aus seinen Gedanken auf. Und nickte. Adam hatte sich auf die Kante des Tisches gesetzt und hielt ein blaues Getränk in der Hand. Michel schnupperte und würgte.
"Blauer Engel. Kannst du nicht mal was Vernünftiges trinken?" Adam erhob sich mit einem Ächzen.
"Du meinst, so etwas wie du immer zu dir nimmst? Tequila, Vodka oder Absinth?" Michel versuchte eine unschuldige Miene zu ziehen.
"zum Beispiel." Adam lachte kurz auf und ging zum Kühlschrank. Michel unterdessen versank wieder in Gedanken.
Sie waren sich beide äußerlich ähnlich. Na ja. Abgesehen von einigen kleineren Dingen. Wie zum Beispiel, dass Adam tot war. Oder wie er es zu sagen pflegte, untot und dazu bescheuert blass. Doch hinter diesem seltsamen bläulichen Ton seiner Augen verbarg sich dasselbe Grün, das auch in Michels Augen eingeflochten war. Und trotzdem. Michel mochte es nicht, wenn Adam mit zu Ari kam. Es war jedes Mal ein Risiko.
Er schüttelte den Kopf. Seit wann war er so nachdenklich geworden? Das war sonst Adams Job. Michel ließ lieber Taten und Worte sprechen, dafür waren sie schließlich gedacht.
"Willst du wirklich mit? Ich war lang nicht mehr da, wer weiß, wer da aufgestiegen ist. Vielleicht kann ich dir nicht helfen, wenn es zu einem Angriff kommt."
Adam zog den Kopf aus dem Kühlschrank, während er genüsslich an einer Blutkonserve schlürfte.
"Angst, Brüderchen? Seit wann bist du so besorgt um meine Sicherheit? Glaub mir, ich bin schon groß und kann auf mich aufpassen. Und falls doch etwas passiert. Hey, ich bin schon tot. Was soll mir noch passieren?"
Michel schüttelte den Kopf.
"Das klingt nicht nach dir. A´ was ist los? Du warst doch sonst nicht so?"
Michel erhob sich aus dem halb zerfledderten Sessel. Er war das einzige Möbelstück, das nicht so recht in die Wohnung passen wollte. Alles andere war gepflegt und modern, aber er hatte ihrer Mutter gehört. Und Michel liebte ihn.
Langsam lief er auf seinen Bruder zu. Dabei trat er nur mit den Ballen auf. Eine Angewohnheit, die er seit dem Biss hegte.
Adam hatte sich in die Nasenwurzel gekniffen und die Augen geschlossen als Michel vor ihm stehen blieb und ihn unentwegt ansah.
"Tut mir leid, Mike. Die letzten sechs Monate waren echt ätzend."
Mitfühlend legte Michel den Kopf schief.
"Viel zu tun für Ellena?"
Adam schüttelte den Kopf. Dann nahm er die Hand herunter und sah ihn an. Michel konnte zwar allein am Geruch die ganze Lebensgeschichte eines Menschen erzählen, er verriet ihm, was der Mensch in dem Augenblick fühlte, was er durchgemacht hatte, doch leider funktionierte das ganze bei seinem Bruder nicht.
"A´?"
Adam schloss die Arme um ihn. "Ich hab mir Sorgen um dich gemacht. Und dich vermisst."
Michel zog überrascht die Augenbrauen nach oben und erwiderte die Umarmung.
Er sah nach draußen. Die letzten Sonnenstrahlen färbten den Himmel blutig. Er seufzte.
"Na ja, dann kann ich mein Ice ice Baby wohl nicht zu Hause lassen, während im Nineteen die Post abgeht!"
Sie ließen sich los und grinsten sich entgegen. Michel ließ seine Zähne blitzen und rannte voller Übermut zur Tür.
"Los, Komm A´! Die warten sicher schon." Er wollte gerade die Tür aufreißen, als Adam ihn zurück rief.
"Hast du nicht irgendwas vergessen?"
Er drehte sich wieder um. Adam hatte sich ein feines Jackett übergezogen, was wunderbar zu seinem frischen weißen Hemd passte. Michel hatte sich bereits daran gewöhnt, dass er sich innerhalb von Sekunden umzog, doch Adams Finger deutete auf ein pralinengroßes Kästchen auf dem Couchtisch, das ihn an irgendetwas erinnerte.
Michel sprang vor Schreck kurz hoch. Mann, beinahe hätte er das Päckchen für Ari vergessen! Deshalb war er doch erst fort gewesen. Er durchquerte mit zwei großen Schritten die Entfernung und schnappte es sich ruckartig. Adam grinste nur und war bereits an der Tür.
Es ist ein Auszug aus einem meiner Bücher, die hoffentlich den Augen der Öffentlichkeit preisgegeben werden.
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Di Jul 05, 2022 5:07 pm von Kalassin
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