Wolves of the Northern Lights
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Charaktergeschichte Lisa (aus meinem Buch Mantel der Nacht)

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Charaktergeschichte Lisa (aus meinem Buch Mantel der Nacht) Empty Charaktergeschichte Lisa (aus meinem Buch Mantel der Nacht)

Beitrag  Kalassin Sa Apr 10, 2010 7:12 pm

Mit einem Ruck fuhr Lisa aus dem Schlaf hoch. Sie lauschte in die Stille, und obwohl sie nicht hätte sagen können, was sie geweckt hatte, brach ihr plötzlich der Schweiß aus.

„Lisa?“
Die Stimme ließ sie herumfahren. Im Dämmerlicht, das durch die halb runtergelassene Jalousien fiel, erkannte Lisa einen Mann in der Ecke ihres Schlafzimmers.
„Vincent!“, entfuhr es ihr. „Was machst du hier?“
Er lächelte und seine scharfen Eckzähne blitzten. Auch seine Augen leuchteten gelb in der herrschenden Dunkelheit im Zimmer.
„Hast du das Training vergessen?“
Ihr lief eine Schweißperle den Nasenrücken hinab. Energisch wischte sie sie weg. Seit drei Tagen fühlte sie sich innerlich so heiß.
„Es ist fünf Uhr früh! Wie lange stehst du denn schon da?“
Sie wartete kaum seine Antwort ab. Er wartete jeden Morgen schon auf sie. Mal neben ihr im Bett, mal in der Küche oder wie dieses Mal am Fenster in der Ecke stehend. Sie taumelte ins Bad, eine Diskussion mit ihm war sowieso nicht möglich. Sie hörte ihn leise knurren.
„Mein Mentor hat mich drei Wochen lang nicht schlafen lassen! Also beschwer dich nicht!“
Lisa hörte gar nicht hin. Sie starrte nur ihr Spiegelbild an. Die Hitze wurde augenblicklich zur Kälte und eine Gänsehaut lief ihr über die Haut. Ihre grünen Augen schienen mit Gold durchbrochen und ständig schnitt sie sich in die Zunge mit ihren langen und spitzen Eckzähnen. Ihre Wangen waren eingefallen und ihre kurzen Haare standen wild zu Berge. Sie hatte es schon am ersten Tag aufgegeben sie zu bändigen. Außerdem konnte sie Muskeln unter ihrer Haut erkennen, wo sie nicht einmal gewusst hatte, dass dort welche waren.
Vincent trat hinter sie in den Rahmen des Bades und verschränkte die Arme.
„Also, wie sind die Regeln für den Morgen?“
Sie seufzte. „Unsere Sinnesorgane müssen sauber sein. Ohren, Nase und Zähne geputzt, Die Krallen geschärft und das Fell - äh die Haare ordentlich gebürstet.“
Er nickte zufrieden. „Und was ist mit Menschen?“
Sie murmelte die Antwort in sich rein und Vincent knurrte: „Sieh mich gefälligst an und sprich deutlich!“
Widerwillig drehte Lisa sich ihm zu und sagte: „Menschen sind Futter, keine Freunde.“
Vincent grinste nun fröhlich, doch Lisa war nicht zum Lachen zumute. Warum war er heute so guter Laune?

Sie standen auf dem bereits sehr belebten Marktplatz. Vincent blickte in der Menschenmenge umher als suche er jemanden. Lisa zog vor Trotz nur den Hals ein, was sie noch kleiner neben ihm wirken ließ. Er war, selbst wenn sie sich streckte, zweieinhalb bis drei Köpfe größer als sie. Er trug wie jeden Tag seine weite ausgeleierte Jogginghose, in der er immer ein Kästchen mit Heimchen aufbewahrte, falls sie an einer Eidechse vorbeikamen. Er liebte es zuzuhören, wie der Panzer knackte, wenn die Echse darauf biss. Er hatte nahezu diebischen Spaß, wie ein Junge, der einer Spinne die Beine ausreißt. Die Hose war das einzige Kleidungsstück, was weit war. Sein blütenweißes Hemd war prall ausgefüllt mit Muskeln. Es spannte sich an Oberarm und Brustkorb und Lisa wusste, mit seiner zusätzlichen Kraft als eines dieser Biester könnte er sie mit einer Hand in zwei Teile brechen. Was hatte sie nur dazu veranlasst, ihm vor drei Tagen zu folgen? Als wenn er ihre Gedanken gehört hätte, sagte er: „Du hast mich angefleht, dich zu beißen, wenn ich dich daran erinnern darf. Also sei nicht so trotzig! Jetzt sieh dir mal den hier an.“
Sie folgte seinem Blick zu einem Mann mit mausgrauen Haaren. Sie seufzte.
„Menschen mit grauen oder weißen Haaren sind zäh und trocken.“
Schon wieder umher sehend nickte Vincent. „Und die Kinder da?“
Sie sah interessiert zu der Gruppe spielender Kinder. Eine Sehnsucht packte sie, selbst Kinder zu bekommen. Vincent räusperte sich. Sie spürte, wie die Gier sich in ihm wand, die ihn schon vor drei Tagen geleitet hatte.
„Kinder sind zart und saftig. Doch sind sie nicht zum Verzehr gedacht. Sie werden später potenzielles Futter.“
Vincent nickte. „Und die Gruppe Chinesen?“
„Warum ich?“
Er sah verwirrt zu ihr herab. „W-Was?“ Er schien wie aus einer Trance gefallen.
„Warum hast du das gemacht?“
Er schüttelte verständnislos den Kopf und Lisa zog eine Seite ihrer Bluse hinab. Eine Gruppe Männer starrte sie geifernd an. Sie hatte schon diese Anziehungskraft dieser Bestien! Auf der Schulter war eine tiefe Bisswunde zu sehen. Vincent zuckte mit den Schultern.
„Du meintest, es reicht, mit einem Werwolf zu schlafen, um selbst einer zu werden. Warum hast du mich dann gebissen? Warum ausgerechnet MICH?“
Er grinste kurz. Sie zitterte leicht, doch verbarg sie das gut vor ihm. Sie wollte dieses Wort nie aussprechen. Doch nun musste sie es. Schließlich war sie nun eines dieser Biester.
„Du bist halt umwerfend schön und ich fand deine Art niedlich. Ich kann ja nichts dafür, wenn du dich so volllaufen lässt und mich dann anflehst, mit dir zu schlafen. Hey, ich bin auch nur ein Tier. Sei froh, dass ich dich nicht getötet hab. Du bist jetzt mein Eigentum. Ich hoffe nur, dass die Alphawölfin deinem Wunsch Kinder zu bekommen zustimmt.“
Sie sah auf. „Hat nicht dein Mentor das Sagen?“
Vincent grinste. „Oh glaub mir, der würde dir sofort erlauben, Junge zu bekommen, nur Claire, seine Wölfin ist neu. Na ja. Also was ist mit den Chinesen?“
Sie sah sich um. „Welche Chinesen?“
Er knurrte. „Die bis eben noch hier waren!“
„Die schmecken nicht. Die fressen zu viel Grünzeug. Aber was ist mit dem Mann?“
„Der Fette?“
Sie biss ihn zart in den Oberarm, da sie an seine Schulter nicht herankam. „Der dahinter!“
Er kräuselte die Stirn. „Der dürre mit der dicken Brille und dem Buch?“
Nun stieß sie ihn hart gegen die Rippen, er schien es gar nicht wahrzunehmen.
„Idiot, der daneben.“
Er nickte zufrieden. Sie hatte einen guten Geschmack. Das sagte er immer bei so etwas wie diesem sportlichen Mann, den sie ausgesucht hatte und dann gingen sie normalerweise etwas essen. Ihr Magen knurrte schon wieder. Obwohl, hatte er überhaupt aufgehört?

Sie liefen nun schon den ganzen Tag durch Gassen und Straßen. Es war bereits dunkel geworden. Lisa sah keinen wirklichen Sinn in ihrem Herumgewandere, doch Vincent das zu sagen, traute sie sich nicht. Er wird schon seine Gründe haben.
„So nun bitte. Guten Apettit.“
Sie sah auf. Vincent hatte sie in eine Seitengasse gebracht. Vor ihnen lief ein Mann schnellen Schrittes. Er hatte sie noch nicht gesehen. Weit und breit war aber kein Restaurant.
„Was wollen wir hier?“
Er sah sie an, als hätte sie ihn gerade gefragt, wie ein Marienkäfer aussieht.
„Na du hast doch heute den ganzen Tag deine Beute verfolgt.“
Sie riss die Augen auf, als er zu dem Mann zeigte. Ihre Beute? Verfolgt? Sie den ganzen Tag?
„Vincent, ich glaube kaum, dass ich heute dazu in der Lage bin. Ich fühle mich den ganzen Tag schon so seltsam.“
Er grinste nur breit und deutete nach oben. Da war er. Gegossen aus den Kleidern der Götter. Geschnitzt aus Aphrodites Seele und aufgehängt an des Teufels schwarzem Samt stand er da, beschützt von seinen glitzernden Begleitern. Der Vollmond.
Sie spürte, wie die Hitze in ihr anstieg. Wie ihre Pupillen sich in ihren Augen zusammenzogen, um dem Gelb endgültig Platz zu machen. Ihre Haut prickelte, als sich der Pelz nach draußen schob. Ihr Herz schlug wild gegen die größer werdenden Rippen. Es knackte laut überall in ihrem Körper. Ihre Beine knickten ein und wurden länger. Ihr Kiefer zog sich zu einer Schnauze lang und ihre Zähne schoben sich an ihren Lippen vorbei. Als sie den Kopf in den Nacken legte und ein schauriges Heulen hören ließ, wusste sie, dass der Mann in Gefahr war und Vincent das alles geplant hatte. Er war schuld, wenn der Mann starb. Nur er. Und als das tiefe Heulen endete, in das sich bereits ein zweites gemischt hatte, verlor sie das Bewusstsein.

Dämmerlicht umhüllte sie auf einer Couch, die nicht ihr gehörte. Leises Summen klang in ihren Ohren, in einer Wohnung, die nicht die ihre war. Ihr Kopf schmerzte, als hätte jemand mit einem Hammer mehrmals darauf geschlagen. Und in ihrem Kopf dröhnte eine Klingel. Da fiel er ihr ein. Vincent! Wo war er? Sie schlich leise durch die fremde Behausung. Nicht dass der Besitzer noch da war. Oder war es die Wohnung von Vincent? Nein, er hatte keine. Das hatte er gesagt, an dem Abend, wo alles seinen Lauf nahm. Sie gelangte ins Schlafzimmer. Vincent schlief friedlich auf dem Bett. Doch kaum war sie über die Türschwelle getreten, schlug er ruckartig die Augen auf. Sie schrak zusammen, als er sich aufrichtete. Er war nackt und mit Blut beschmiert! Sie sah an sich hinab und ein Schauer durchfuhr sie. Sie auch!
„Guten Morgen! Hunger? Willst du jetzt den Rest?“
Den Rest? Den Rest wovon? Er deutete hinter das Bett und mit klopfendem Herzen ging sie um es herum. Sie hätte alles von sich erwartet. Schreien, Hysterie, Taubheit in allen Gliedern, aber nicht, dass sie der Anblick der körperlosen Hand hungrig machte. Sie drehte sich fort.
„Was sucht die hier, Vincent?“
Er sah sie mitleidig an. Tat es ihm etwa leid. Lisa mochte das nicht. Sie wollte ihn hassen, und ihm nicht verzeihen.
„Du wolltest sie mitnehmen.“ Er stand auf und sie betrachteten sich gegenseitig. Sie wollte ihn, dem war sie sich sicher. Sie war an ihn gebunden. Er war der einzige, dem sie vertrauen konnte, und auf eine seltsame Art wirkte er anziehend auf sie. Nicht wie in ihrer ersten Nacht. Keine Gier machte sich in ihr breit. Keine Wollust. Einfach nur der Wille nach ihm. Vincent erging es nicht anders. Sie konnte es an seiner Körpersprache erkennen. Jeder Werwolf war ein offenes Buch. Jede Bewegung hatte eine Bedeutung und jeder Laut war ein Zeichen. Und diese Augenbraue, die er hochzog, der linke Eckzahn, mit dem er sich auf die Lippe biss und das leise Schnaufen ließen Lisa wissen, das er sie wollte.
Als sie dann so eng umschlungen in dem Bett lagen, sah Lisa zu ihm auf. „Und was machst du jetzt?“
Vincent grinste. „Nun ja. Mein Mentor wartet. Der Graf. Marcus&#8220, sagte er nachdenklich. „Die Zeit der Paarung ist bald vorbei. Er will mich bestimmt bei sich haben.“ Er sah zu ihr hinab. Sie wusste, worauf er wartete. Auf ihre Zustimmung, dass sie mitkäme. Er sprach es nicht aus. Aber sie wusste es von dem Glitzern in seinen Augen und von der sanften Berührung seiner Nase an ihrem Hals.
„Wie ist der Graf so? Muss ich mich vor ihm fürchten?“ Sie hatte Angst davor, den Führer dieser Bestien … nein, ihrer Brüder und Schwestern zu treffen. Doch Vincent leckte über ihre Wange.
„Der Graf ist der wunderbarste Mensch, den ich kenne. Er hat mich gerettet! Gebissen hat er mich, als ich drohte zu verbluten und zog mich dann auf. Er ist gütig und sanft. Doch auch stark und wild. Aber keine Sorge. Wölfinnen sind ihm immer willkommen. Also, wirst du mit mir kommen?“
Er sprach es als Frage aus, doch seine Augen ließen keinen Widerspruch zu und so zog sie ihn eng an sich und flüsterte mehr in seinen Bauch als zu ihm selbst: „Ja, ich werde mit dir gehen. Zu den Werwölfen. Den Hunden des Luzifers. Den Überbringern des Todes und des Endes. Zu den Bestien, die das Ende der Welt noch überleben und ihrem Anführer. Graf Marcus. Bis dahin werde ich mit dir gehen. Auf dass der silberne Mond uns verschlinge am Ende.“

Es ist eine Charaktergeschichte zu einer Figur meines Buches Matel der Nacht. Vielleicht gefällt euch das ja, dann gibt es noch mehr^^
Kalassin
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