Wolves of the Northern Lights
Würden Sie gerne auf diese Nachricht reagieren? Erstellen Sie einen Account in wenigen Klicks oder loggen Sie sich ein, um fortzufahren.
Neueste Themen
» Die Verlorengeglaubten
Mein altes und mein neues Ich EmptyDi Jul 05, 2022 5:07 pm von Kalassin

» nur eine Idee
Mein altes und mein neues Ich EmptyMo Sep 24, 2012 8:34 pm von Sharon

» Leiden tut man erst am Schluss
Mein altes und mein neues Ich EmptySa Dez 03, 2011 7:52 pm von Ayuka

» Nur für die.....
Mein altes und mein neues Ich EmptySa Dez 03, 2011 7:41 pm von Ayuka

» einige Arbeiten
Mein altes und mein neues Ich EmptyDo Sep 01, 2011 8:23 pm von Ayuka

» Kalassin und Oskova- eine unmögliche Freundschaft
Mein altes und mein neues Ich EmptyDo Sep 01, 2011 7:00 pm von Ayuka

» Was ist magisch?
Mein altes und mein neues Ich EmptyMi Aug 31, 2011 2:02 pm von Ayuka

» Ayukas Vorgeschichte
Mein altes und mein neues Ich EmptyMo Aug 29, 2011 8:04 pm von Ayuka

» Beware Of Acai Berry Scams
Mein altes und mein neues Ich EmptyDo Aug 04, 2011 4:04 pm von Gast

Suchen
 
 

Ergebnisse in:
 


Rechercher Fortgeschrittene Suche

Wichtiges auf einem Blick
das Portal wurde gelöscht das es unbrauchbar war. Dafür wurde ein Index-Modul erstellt. Die neue Homepage ist online! ^^
November 2024
MoDiMiDoFrSaSo
    123
45678910
11121314151617
18192021222324
252627282930 

Kalender Kalender


Mein altes und mein neues Ich

Nach unten

Mein altes und mein neues Ich Empty Mein altes und mein neues Ich

Beitrag  Kalassin Sa Apr 10, 2010 7:12 pm

Es ist als würde mein altes Ich neben mir stehen. Ich gehe auf den Balkon. Klein ist er geworden in all den Jahren. Und da, die Sitzbank, die Opa gebaut hatte.

War sie immer schon so niedrig gewesen? Ich setze mich darauf und sehe aus dem Fenster. Wie die Wolken fliegen, als würde der Wind sie hetzen, um nicht zu spät zu einer Verabredung zu kommen. Träge sehe ich hinab auf die Gärten. Wie oft saß ich schon hier, so vollends glücklich? Mit Oma und Opa, der mir ein Fernglas vor die Augen hält und mir die Leute in den Gartenanlagen zeigt. Wie sehr wir gelacht haben, wenn einem ein Missgeschick passiert war. Oder wenn die Krähen im kalten Winter über das Dach hinweggeflogen waren, zu hunderten - ach bestimmt tausenden, dann hatte Opa immer gesagt: "Na los KrahKrah", so nannte er mich immer zu dieser Zeit, "Warum fliegst du nicht mit?" Ich habe nie darauf geantwortet, nur immerzu gelacht und mich gefreut. Heute hätte ich gesagt, "weil ich es hier schön finde, Opa, ich will gar nicht weg."
Und Oma. Wie gern hatte sie über die Stadt gesehen. Stundenlang, rauchend, und ich spielte am Boden mit den paar Schrauben und den beiden Magneten, die mir Opa immer in einem ledernen Säckchen aufbewahrt hatte. Ob er sie wohl immer noch hat? Vielleicht, doch jetzt steht hier sein Keyboard, auf dem er immer spielt. Früher habe ich ihm oft dabei zugehört. Pups und Spinne hatte er dann gespielt. Damals fand ich es lustig, heute frage ich mich, ob es seine eigene Kreation war. Ja, das sähe ihm ähnlich. Das passt zu ihm. Ihm, der das Pferd für mich gespielt hat und immer das Beinchen hob, als er mich zu Bett trug auf seinem breiten Rücken. Als ob Pferde das Beinchen heben. Warum fiel mir erst heute auf, wie dumm das doch ist. Aber damals war es lustig, und schön. Und wie meine Oma dann bei mir gelegen hat, im Bett. Aufpassen wollte sie, dass ich nicht schlecht träume und dann ist sie selbst irgendwann eingeschlafen, lange bevor ich es tat. Heute schlafe ich schnell ein. Schneller bestimmt noch als Oma. Aber heute, wenn ich denn mal bei Oma und Opa schlafe, was so selten geworden ist, seit ich nicht mehr in derselben Stadt wohne, dann überlässt mir Opa seine Seite des Bettes.
"Ich gucke doch immer so lange Fernsehen." Begründet er. Früher hätte ich mir darum keine Gedanken gemacht, aber heute weiß ich, dass es nicht gut für ihn ist, auf einer Couch zu schlafen.
Die Wolken werden immer schneller und der Wind heult als wolle er mir eine Geschichte erzählen. Oma hat mir auch immer Geschichten erzählt, von früher. Wie sie von dem Plumpsklo im Garten, mit nur halb hochgezogener Hose, flüchtete, weil ein Bombenangriff startete. Damals fand ich die Vorstellung von Oma dabei lustig. Heute bekomme ich Angst und ich werde traurig.
Auf dem Balkon ist ein Tisch, auf dem ein Buch liegt. Ich habe es dort vor einigen Stunden liegen gelassen. Schon als Kind liebte ich Bücher so sehr. Ich nehme es und betrachtete den Einband. Bunt, er erzählt von einer anderen Welt, doch ich verstehe ihn nicht. Nicht mehr.
Ich schlage die Seite, auf der ich zuletzt gelesen habe, auf und lese die ersten Zeilen. Früher wäre mir sofort ein Bild gekommen. Tief versteckt in meinem Inneren, doch nun bleibt mein Blick leer. Ich sehe nur die Buchstaben. Schwarz auf weiß, wie in so vielen Büchern. Ich hatte mir als Kind doch so stark vorgenommen, meine Fantasie zu behalten. Doch sie ist gegangen. Fast all die ganze Fantasie und manchmal frage ich mich, wie die ganzen Autoren es zustande bringen, immer wieder neue Geschichten zu schreiben?
Müde schloss die Augen, wollte ich so etwas nicht auch machen? Ja, wollte ich. Aber wie. Die Fantasie war fort. Verschwunden mit der Kindheit. Als man noch so fröhlich war und in nichts etwas Schlechtes sah. Als man sich auf den nächsten Tag freute, weil er nur Gutes bringen konnte. Als man noch auf Fuchur durch den Himmel glitt oder mit Staubfinger das Feuer besänftigte. Feentänze übte, einen Drachen großzog oder einfach nur dem armen Teddy ein neues Beinchen nähte, weil er so unglücklich mit seinem war. Mein altes Ich schien zu lächeln, sorgenfrei, kindlich noch mit der Gier auf alles Neue in den Augen. Was sah man nun in ihnen? Ich sah in die Fensterscheibe um mein Spiegelbild zu sehen. Ein Monster. Schwarz wie eine Sturmwolke mit scharfen Zähnen aus Angst, Hass, Gier, Müdigkeit, Sehnsucht und Trauer. Ja, davon gab es jetzt viel in der Welt. Es vergeht kein Tag, an dem sie dich nicht piesackt. Wie schön war es früher einfach nur zu glauben, nicht zu hinterfragen? Wenn der Opa zu der hässlichen Maske auf dem Balkon sagte: "Das ist Papa." Einfach nur zu nicken und zu lächeln. Jetzt sehe ich die Maske und sehe Tage, allein mit Mama, weil Papa bei seinen Kumpels ist. Allein auf dem Sportfest, das Versprechen gebrochen, weil sein Kumpel auf Arbeit krank geworden war. Trauer.
Erneut heult der Wind auf. Es wird Regen geben. Ich finde ihn immer noch schön. Eine Sache, die sich nicht verändert hat. Aber dafür vieles umso mehr. Wer hatte mich gefragt, ob es in Ordnung geht? Wer hat mich davor gewarnt, dass ich anders werden würde? Dass sich alles veränderte? Ich hasse Veränderungen. Schon damals als Papa fortging. Auch wenn das so viele schöne Zeiten ergeben hat.
Zusammen mit Mama auf der Couch gekuschelt. Im Bademantel, weil ich gerade gebadet habe. Wir gucken einen Film und essen "Ambrot" wie Mama es immer sagt. Oder Weihnachten, das Plätzchenbacken. Wie viele Mama immer gemacht hat.
Es waren so schöne Zeiten, Zeiten, in denen ich spät in der Nacht erwachte und zur Schlafzimmertür schlich. Ein Spalt war immer offen. Dann sah ich, ob Mama schlief oder nicht. Manchmal schlief sie jedoch über einem Buch ein, den Rücken der Tür zugewandt, und ich wartete sogar eine Stunde, ob sie umblätterte. Dann schlich ich so leise zu ihr ins Bettchen und doch hatte sie es immer bemerkt. Sich umgedreht und mich umarmt. Wie lang war das her? So lange. So unendlich lange. Jetzt kuschelt sich Mama auf der Couch an mich und ich schlafe allein in meinem Bett.
Der Regen malt seltsame Muster in den Himmel und ich beuge mich vor um besser sehen zu können. Mein altes Ich tat es mir gleich. Eine Windböe rüttelt kräftig an den Fensterscheiben und ich schrecke zurück. Als Kind hätte ich mir eingeredet, es wäre ein Geist. Heute weiß ich es besser und sorge mich eher, dass das Glas nicht bricht.
Früher saß ich bei einem Gewitter oft mit Oma und Opa auf dem Balkon, immer auf Omas Schoß, und beobachtete die Blitze.
"Ui! Das war aber ein fetter!", sagte Opa, wenn der Donner danach losschlug und ich dachte an Peterchens Mondfahrt, an den Donnergott mit seinen großen Pauken. Heute fürchte ich mich vor dem Gewitter. Nicht vor dem Blitz, eher vor dem Donner. Seltsam nicht wahr? Wo der Donner einem doch gar nichts antun kann.
Ich erhebe mich langsam und greife mir den Karton mit den vollen Seltersflaschen. War er damals nicht schwerer gewesen? Unüberwindbar? Hatte Opa heute auch immer noch eine Flache neben seinem Bett stehen? Nein. Limonade, und auch nicht neben dem Bett, sondern im Kühlschrank.
Ich nehme Oma in den Arm, einfach mal wieder so. Lang habe ich das nicht mehr gemacht. War Dma schon immer so eine kleine Frau gewesen? Hatte sie schon immer so viele Falten? War ihr Rücken nicht etwas krummer geworden? Hatte sie schon immer so viel vergessen?
"Oma, was gab es denn zum Mittag?"
Sie zuckt die Schultern, wie immer ein Taschentuch in der Hand, weil ihre Brille immer so dreckig ist. "Weiß ich nicht mehr, Mittag ist vorbei, zack, weg aus dem Kopf."
Hatte Oma mich schon öfter ständig mit Mamas Namen angeredet und wollte nichts davon wissen, dass ich ihre Tochter bin?
"Wieso? Du gehst doch noch zur Schule, du hast doch gar keine Tochter."
Ich habe wieder Angst. Warum sah man so etwas als Kind nicht. Mein anderes Ich lächelte der hunzeligen alten Frau zu. Weil ich sie so lieb habe. Ja, und mehr zählte nicht, wenn man klein war. Ich habe sie ja alle so lieb gehabt. Meinen Papa, meine andere Oma oder meine Tante und Onkel, bei denen ich die Sommerferien verbracht habe. Doch jetzt, es war als würden sie auf einmal dunkel. Einfach dunkel, griesgrämig und man bemerkt die Falschheit an ihnen. Bemerkt, wie of sie eigentlich an einem herumnörgeln und einen zurechtweisen. Wieviel Ironie in ihren Worten mitschwang, erwiderten sie etwas auf die Träume, die man besaß. Hatten sie das früher auch getan? Und was war mit den Freunden? Die man so gehegt und gepflegt hatte? Die man so lieb hatte, dass man dieses seltsame Gefühl in der Brust bekam, wenn man sich vorstellte, sie wären fort? Dieses beklemmte, traurige Gefühl, wie kurz vor dem Weinen, bei dem man schon fast das Gesicht verzog. Wie ein Kloß, der an deinem Herzen hängt und es zwingt langsamer zu schlagen.
Was ist mit diesen Freunden? Irgendwann, wenn du und sie sich verändert haben, dann werden auch sie anders in deinem Inneren. Zuerst dunkel, und mit einem Blick, der dir erzählt, dass du ihnen nichts bedeutest, dann immer verschleierter und durchsichtiger. Bis sie schließlich fort sind und nur ein schwarzes Loch und ein ziehender Schmerz an sie erinnern. Sah ich das damals schon so? Mein altes Ich lächelt nicht. Natürlich denkt es an die Schmerzen als es begann, das Älterwerden. Hohn und Spott über sich ergehen zu lassen, Drohungen, Hass und Selbstzweifel. Es begann zu keimen. Das Älterwerden, anders werden. Und dann war da die Sache mit den Freunden. Keine zu haben. Ganz allein auf dem Schulhof stehen, sich aphatisch auf sein Bett zu legen, bei Mama ausweinen. All das kannte auch mein altes Ich, doch es verstand damit umzugehen, besser als ich jetzt. Wann war es mal wieder geschehen, dass ich mich bei Mama ausweinte? Ich kann mich nicht erinnern. Nur an Zimmer, die so gar nicht mein Zuhause zu sein scheinen und bittere Tränen, die man still ertrug, damit niemand sie entdeckte. Ich erinnere mich an Tage, an denen Mama mich eher brauchte. An die zusammengebrochene Gestalt im Bad. Voll Sorge lag man auf kalten Fliesen nur mit Bademantel bedeckt. Hatte Angst. War traurig. Hatte es dort vielleicht erst angefangen? Das Älterwerden?
Mein altes Ich schüttelte den Kopf.
Nein, es ist ein schleichender Prozess. Manchmal so widerlich wie eine siechende Krankheit. Aber unaufhaltsam. Irgendwann bemerkst du es nur, aber dann ist es zu spät.
Ich nicke. Ja, So war es wohl. Das Älterwerden. Werde ich mich noch einmal ändern? Mich nochmal verlieren und es erst zu spät bemerken? Sollte es wieder Veränderungen geben?
Ich hoffe es nicht. Ich hasse Veränderungen.
Mein altes Ich legt mir einen Arm um die Schulter.
Wer weiß, scheint es zu sagen, wer weiß, was wohl kommen wird.
Und es klingt müde, wie ich so oft. Und es hängt schwer an meiner Seite. Irgendwann scheint es sich auf mein Herz zu legen und verschwindet von meiner Seite. Doch mein Herz wird schwer.
So unglaublich schwer. Und meine Kindheit scheint weit fort zu sein. So weit.
Ich aber laufe weiter. Denn das Leben duldet es nicht einfach stehen zu bleiben. Und so kehre ich wieder zurück. Zurück in den Trott aus Hass, Sehnsucht, Neid, Gier und Trauer und frage mich, ob ich mein altes Ich jemals wiedersehen werde.
Kalassin
Kalassin
Alphawölfin
Alphawölfin

Anzahl der Beiträge : 814
Anmeldedatum : 24.02.10
Alter : 35
Ort : irgendwo in der Traumwelt

RPG Charakter
Charaktername: Kalassin
Charktereigenschaften: +umgänglich, + liebevoll, + nicht unüberlegt
Alter der Figur: 2 und ein halbes jahr

http://kalassin-aka-lynn.deviantart.com/

Nach oben Nach unten

Nach oben

- Ähnliche Themen

 
Befugnisse in diesem Forum
Sie können in diesem Forum nicht antworten