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Das silberne Lied - die Geschichte einer Wölfin
Prolog
Eine Mondlose Nacht. Still und unheilschwanger. Daran würden sich noch die ältesten Wölfe erinnern. Ihre Erzählungen würden über die Jahrhunderte immer mit den gleichen Worten beginnen.
"In einer Mondlosen, stillen aber unheilschwangeren Nacht geschah, dass die eine geboren wurde, die eine die den Wind zum wenden bringen würde..."
Es war nicht Zaidas erster Wurf und doch war sie unter allem anderen aufgeregt und unruhig als sie spürte dass die Welpen kamen. Sie drehte sich einige male im Kreis in der kleinen Höhle die sie unter einer riesigen Baumwurzel, vor zwei Jahren, gegraben hatte. Es war ihr dritter Wurf doch sie war angespannt wie bei ihrem ersten. Allein ,weil die Zeichen der Nacht so unsagbar schlecht standen.
Man sagte, Welpen die in eine Mondleere Nacht geboren werden haben einen dunklen Charakter und würden ihre Familie ins Unglück stürzen. Oder das einer aus dem Wurf das Leben des Rudels vollständig verschlechtern würde. Hungersnöte, Krankheiten, Kriege.
Zaida war deshalb äußerst unsicher.
Als die Wehen schließlich unsagbar schlimm wurden hielt sie kaum noch aus...
Es waren sechs an der Zahl. zwei Männchen und vier Weibchen. Zaida leckte gerade das Fell der Jungen sauber als sie spürte das eines von ihnen nicht atmete. Es war eines der Weibchen. Das letzte. Sie leckte immer wieder über das zottige Bündel. Es war tot. Tot geboren. Doch Zaida kümmerte es nicht. Sie kannte es noch nicht einmal. Es hatte keinen Namen, keinen Herzschlag, Es war nicht existent.
Sie ließ den toten Welpen dort liegen und leckte die anderen sauber. Alle anderen schienen bei bester Gesundheit.
kurz darauf musste sie jedoch einsehen dass es ein weiteres Weibchen nicht schaffen würde. Sie war schwächlich, schien den Weg zu den Zitzen nicht zu finden und wurde oft von seinen Geschwisterchen begraben. Zu Anfang hatte sie noch versucht die kleine zu den Zitzen zu schieben. Ihr zu zeigen wo sie zu finden waren. Doch nun musste sie eingestehen dass sie sich nicht weiter um die kleine kümmern konnte.
Einen Tag später trug sie den kleinen, erdrückten Körper des Weibchens hinaus, vergrub ihn etwas entfernt der Höhle, tauschte einen besorgten und traurigen Blick mit Kolja aus und verschwand dann wieder zurück in der Höhle wo sie mit wimmern erwartete wurde.
einige Wochen später waren die Welpen bereit den Bau zu verlassen. Immer wieder musste sie die kleinen aufhalten, weil sie zu neugierig auf diese helle Welt dort draußen waren.
Obwohl es noch nicht an der Zeit war so beobachtete sie die kleinen Welpen genau und überlegte sich Namen für sie. Doch letztendlich würde Kolja, ihr Gefährte und Alpha des Rudels der Nordwinde ihnen ihre Namen geben. Soweit sie würdig waren. Soweit sie würdig waren.
"los ihr kleinen Pelzknäule, hinaus ins Licht." dreimal hatte sie bis jetzt diesen Satz gesagt und jedesmal war die Reaktion gleich. Die Welpen, seit Tagen darauf erpicht hinaus zu gelangen verkrochen sich nun in der hintersten Ecke, zitterten an ihrem ganzen Leibchen und jammerten.
"nicht doch Mama, nicht heute. Es ist kalt!"
Doch Zaida kannte keine Gnade. Wie sehr sie die kleinen schon ins Herz geschlossen hatte.
Die Zwei Männchen, noch blauäugig und tapsig, aber mit dem gleichen Stolz wie der ihres Vaters gesegnet begannen als erste sich voran zu trauen. kurz gefolgt von einem Weibchen dessen eines Auge etwas dunkler war als das andere. Sie blieb auf halber strecke stehen und drehte sich zum letzten Weibchen um und winselte auffordernd. Zaida lächelte. Oh ja, sie wusste ihren Namen schon sehr genau...
Kalassin.
Beängstigend waren die Geräusche und Gerüche die immer stärker wurden je näher sie mit ihren Brüdern und ihrer Schwester dem Ausgang kam. Gerade eben verschwand der Schwanz des ältesten im hellen Licht das am Loch wartete. Sie hatte solch eine Angst. Würde sie erblinden wenn sie dort hinausginge? Würde sie die Prüfung bestehen können? Als das sah sie es nämlich an. Als Prüfung um zu beweisen das man zum Rudel gehören sollte. Sie schluckte schwer als sie neben sich ein winseln vernahm. Es war die Jüngste von ihnen. Ihre einzig übriggebliebene Schwester. Sie schleckte beruhigend über deren Schnauze.
"hab keine Angst, es wird schon alles gut und Mutter wird doch direkt hinter uns sein." Ihre Schwester nickte aber ihre Augen spiegelten noch immer ihre Angst wieder.
Doch nun hörten sie den ältesten ihrer Brüder rufen.
"wo bleibt ihr denn? Ihr kriechenden Würmchen!"
Angespornt von dieser Neckerei traten sie endgültig hinaus ins Freie. Für einen Moment hielt sie den Atem an vor Spannung was geschehen würde doch dann ... nichts. Die Welt draußen war anscheinend harmloser als sie gedacht hatte. Sie war schon mal nicht blind. Sie drehte sich zu ihrer Schwester, die sie nun stolz anlächelte. Dann besah sie sich diese neue Welt.
Um sie herum standen viele Große Wölfe. Sie alle hatten ein annähernd dunkles Fell. Ab und an sah man einen etwas graueren Pelz oder mal einen Weißen Latz. Doch wirklich helle Wölfe sah sie nicht. Sie befand sich auf einer kleinen Lichtung. Riesige Bäume standen so dicht das der Boden unter ihrer dichten Belaubung kaum Licht bekam und düster wirkte.
Sie war, fasziniert von denn Eindrücken, einfach weiter gegangen und war nun in ihren Bruder hineingelaufen. Sie wollte ihn gerade ins Schwänzchen zwicken als sie bemerkte dass er, und auch ihr anderer Bruder wie in Trance nach oben sahen.
Und nachdem sie nun ihren Blicken folgte stand auch sie starr vor schreck ganz steifbeinig da.
Dieser Wolf der vor ihnen stand, jagte ihr zugleich Furcht und Ehrfurcht ein. Wenn es nicht dasselbe war.
Sie musste sich glatt hinsetzen.
Der Wolf vor ihr war Schwarz. Vollkommen schwarz. Nur seine Augen schienen golden aus dem Pelz heraus zu stechen. Sie konnte seine Muskeln unter dem Pelz förmlich arbeiten sehen wie er etwas hin und stampfte.
Auf seinem Gesicht lag Abschätzung. Er stupste einen ihrer Brüder, den ältesten in die Rippen der daraufhin um purzelte. Sie war sich sicher das er unter normalen Umständen gewimmert hätte doch nun sagte er keinen Ton sondern klemmte sein zitterndes Schwänchen ein und sah zu dem schwarzen Riesen auf.
Sie wusste wer dieser Wolf war.
Ihr Vater.
Mutter hatte oft von ihm gesprochen. In den schönsten Worten hatte sie von ihm geredet. Doch sie, die kleine Fähe konnte wahrlich nichts davon wiederfinden. Er sah weder gütig noch zärtlich aus. Doch! Doch Stark war er. eindeutig.
Sie und ihre anderen Geschwister taten es dem ältesten Bruder nach und warfen sich zu Boden und klemmten ihre Schwänzchen ein. Er lief zu jedem von ihnen und stupste gegen ihre Bäuche. Ihre beiden Brüder waren ganz still dabei. Sie konnte sich ein winseln nicht verkneifen und einen Moment hielt er über ihr Inne. Seine scharfen Zähne waren nur wenige Zentimeter von ihrem Bäuchlein entfernt. Sie verstummte vor Schreck sofort und ihr Vater schritt weiter zum letzten Welpen.
ihre Schwester hatte solch eine Angst dass sie Urin ließ. Die Augen ihres Vaters verengten sich zu Schlitzen und er verharrte wie bei der jungen Fähe über ihrer Schwester die allerdings nicht verstummte sondern nach der Mutter rief. Er brummte leise und erhob den Kopf wieder Stolz.
Er setzte sich ihnen gegenüber und wartete bis sie sich aufgerichtet hatten. Dann sprach er zum ersten Mal mit ihnen.
"Welpen des Rudels des Nordwindes! Ich bin Kolja, euer Vater. In den nächsten Wochen werdet ihr lernen was es heißt Wolf zu sein um auf der großen Wanderung nicht schwächlich zu sterben. Lernt und findet euren Platz! So soll euch mein Rudel nun willkommen heißen."
Er stupste jeden von ihnen noch einmal gegen die kleine Schnauze und setzte sich. Dann kamen all die anderen Wölfe die bis dahin zurückhaltend hinter ihm gewartet hatten, schwanzwedelnd auf sie zu. Beschnüffelten sie, stupsten sie, schleckten ihnen über das Fell. Jeder der Welpen wurde willkommen geheißen.
Als auch der letzte bei ihnen gewesen war erhob sich Kolja, ihr Vater, erneut und blieb vor dem ältesten stehen.
"nun sollt ihr eure Namen erhalten der euch zu einem Individuum macht. Von nun an, bis zu eurer Prüfung steht ihr im Schutz des Rudels und euch wird kein Leid ereilen. Kastor, der Ausgezeichnete." Er trat weiter vor ihren zweiten Bruder. "Anax, Herrschers sohn." Dann trat er vor die kleine Fähe die erneut zu zittern begann. Er stoppte und beobachtete sie genau. Er schien sich abwenden zu wollen ohne ihr einen Namen zu geben. Die kleine Fähe zitterte immer mehr. was sollte es bedeuten wenn sie keinen Namen bekommen würde? Doch es ertönte die Stimme ihrer Mutter.
"Ihr Name ist Kalassin. Kalassin, Wächterin der jungen." Kolja drehte sich abrupt zu ihrer Mutter um. Irgendetwas schien ihn zu beschäftigen. Dann sah er wieder zu ihr hinunter, durchbohrte sie mit seinem Blick und nickte.
"Kalassin, Wächterin der Jungen." Dann trat er fort. Ohne ihre Schwester auch nur noch eines Blickes zu würdigen. Kalassin sank in sich zusammen. Aus Erschöpfung und trauer für ihre Schwester. Wieso hatte sie keinen Namen erhalten? Sie sah fragend zu ihrer Mutter auf die von der Höhle her gekommen war. Jene strich ihr, ihren Brüdern und etwas zögerlich auch über den Kopf ihrer Schwester mit der Zunge.
"Nun, meine geliebten Welpen. Es ist ein Brauch das schwächste Junge Namenslos zu lassen. Damit der Abschied nicht schwerfällt. Damit es kein Individuum ist." Die Fähe die nun endlich einen Namen hatte sah erschrocken ihre Schwester an. Jene schien ein Häuflein elend zu sein. Aufmunternd stupste sie sie mit ihrer Pfote an.
"sei nicht traurig Schwesterherz. Dir wird nichts passieren!" Sie schmiegte sich an sie und erhaschte noch einen Moment lang einen Blick auf die Augen ihrer Mutter. Sie schien sie argwöhnisch zu mustern doch schon im nächsten Moment war der Ausdruck fort, gewichen einer mütterlichen Miene.
Kastor, ihr ältester Bruder auf dessen Gesicht schon deutlich eine schwarze Maske zu erkennen war kam einen Schritt näher. Er war der Größte und korpulenteste unter ihnen. Kalassin hatte sich gerne in der dunklen Höhle an ihn geschmiegt.
„Winzling! Warum bist du auch nicht gewachsen?“ sagte er im barschen ton der Kalassin an den ihres Vaters erinnerte. Sein Blick war jedoch voller Sorge um seine Schwester. Anax trat nun ebenfalls tapsig zu ihnen. In sein helles graues Fell mischten sich schwarze Linien die Kalassin gerne mit der Nasenspitze entlangfuhr.
„ihr solltet beide etwas mehr auf die Rippen bekommen. Du kleine Schwester und auch du Kalassin. Sonst passiert bestimmt noch was Schlimmes.“ Auch in seinen Augen war Sorge zu lesen. Kalassin erhob sich und stellte ihr kleines Schwänzchen hoch auf.
„ach was, es passiert uns nichts!“ sagte sie scharf. Kastor ließ diese aufmüpfige Geste nicht durchgehen und stürzte sich auf sie. Eine weile waren sie zu einem Knäul Welpe geworden als Kalassin auf dem Boden, festgehalten durch die Pfote ihres Bruders, schniefend lag.
So war es immer. Sie unterlag. Selbst gegen Anax, der geschmeidiger und schnittiger wirkte als Kastor, hatte sie noch nicht einmal gewonnen. Es kratzte an ihrem Ego und doch, machte es ihr im Grunde nichts aus. Ihr war es egal dass sie vielleicht unter ihren Brüdern in der Rangfolge lag. Solange sie nur bei ihnen bleiben konnte.
Die Tage zogen dahin. Waren vergangen und sie waren nun Acht Wochen alt.
Ihre Mutter hetzte sie immer mehr dazu zu spielen, zu raufen und balgen. Sollten sie doch bald ihre große Winterwanderung beginnen. Doch davor kam die Prüfung. Kalassins Herz schmetterte bei diesem Gedanken gegen ihr Brüstchen. In den letzten Wochen hatten sie einen mächtigen Wachstumsschub bekommen und sahen nun eher wie Fledermäuse mit langen Beinen aus, und weniger wie Wölfe.
Jedoch musste Kalassin eingestehen das ihre kleine Schwester, sowie auch sie selbst nicht solch einen Schub bekommen hatten wie Ihre Brüder. Sie reichte jenen gerademal mit der Nasenspitze ans Kinn. Ein Grund mehr verängstigt zu sein wie sie fand. Doch zu liebe ihrer Schwester blieb sie äußerlich ruhig. Es reichte wenn eine von ihnen zitterte wie Espenlaub.
Der Tag der Prüfung war Nebelig. Nicht selten in diesem Wald wie sie festgestellt hatten. Kalassin trat tabsig zu ihren Brüdern, immer hinter ihr ihre Namenslose Schwester. In den Wochen hatte sie bemerkt wie ihre Schwester um jeden bissen zu kämpfen hatte. Mehr als die anderen Jungen. Selbst ihre Mutter hatte sie nicht mehr beachtet. Es schnitt Kalassin in ihr kleines Herz ihre Schwester so zu sehen. Aber was hätte sie schon tun können? Nichts. Sie gab ihr immer wieder etwas von ihrem Fleisch, das sie seit einigen Tagen bekamen, ab. Doch es half nichts. Ihre Schwester war klein, dürr und verängstigt.
„Welpen!“ schallte laut die Stimme ihres Vaters über die kleine Lichtung.
„es ist an der Zeit euch eure Prüfung zu zeigen und das ihr, was ich erwarte, sie besteht!“
Er deutete mit der Schnauze zu dem kleinen Flüsschen hinüber an dem sie immer spielten und der sich, von einem ausgewachsenen Wolf, leicht überspringen ließ.
„Ihr müsst über den Fluss kommen. Habt ihr das geschafft, so werdet ihr ein Teil des Rudels und euch wird Ehre erteilt.“
Kastor und Anax waren kaum zu halten, schon waren sie in den Fluss gesprungen. Kamen japsend und nach Luft ringend an die Oberfläche und paddelten los. Besonders anmutig wirkten sie nicht, doch sie kamen voran.
Kalassins Herzchen wurde so laut in ihren Ohren das sie selbst den Fluss nicht mehr hören konnte. Sie stand wie gebannt und am Boden festgewachsen am Flussufer und traute sich nicht. Da stubbste sie eine Schnauze von hinten. Abrupt fuhr sie herum und blickte in die blauen Augen ihrer Tante. Die Schwester ihrer Mutter.
„Nun mach schon Kala. Ich weiß das du es kannst! Entäusche mcih nicht.“ Sie lächelte leicht, verzog sich dann allerdings wieder, den Schwanz nah am Bauch angelegt zwischen den anderen Wölfen. Kalassin erhaschte den blick ihres vaters und erschrack. Er war Kalt. Zog ihr das Fell auf dem Rücken ab. Und ohne weiter zu überlegen sprang auch sie in den Fluss.
Die Strömung war stark und ihre Beinchen noch zu kurz. Sie paddelte jabsend, schnaufend, nach Luft ringend und kam doch nicht voran.
Hinter sich konnte sie ebenfalls ein jappsen hören. Ihre Schwester war ihr gefolgt. Wie immer. Doch sie konnte ihr Köpfchen nicht einmal über Wasser halten.
Kalassin wollte sie rufen, wollte ihr helfen doch sie brachte nicht einmal die Kraft auf bis zum anderen Ufer zu paddeln. Ihre Kräfte waren am ende. Ihre Schnauze immer öfter unter der Wasseroberfläche. Die Luft ging ihr aus. Die Sicht verschwamm.
Als sie sich plötzlich keuchend und Wasser spukend am Ufer wiederfand. Mit gespitzten Ohren sah sie sich um. Hatte sie es doch geschafft?
Sie fühlte eine Zunge über ihren Kopf gleiten. Heiß und fürsorglich. Doch als sie nun aufsah erkannte sie, dass sie noch immer am Ufer des Flusses war, von dem sie doch eigentlich wegkommen wollte. Sie ließ die Ohren hängen. Es war ihre Tante Lucretia die ihr wieder und wieder mit ihrer heißen Zunge über das Fell strich . Kalassin sah hinüber ans andere Ufer. Anax und Kastor schüttelten sich gerade das Wasser aus dem Fell. Sie hatten es geschafft. Kalassin nicht. Und was war mit ihrer Schwester? Sie sah sich suchend um, konnte sie jedoch nicht ausmachen.
„Schwester?“ winselte sie leise und am ganzen Leibe zitternd. Das Wasser war so kalt, trotz der warmen Sommerszeit.
„Schwester, wo bist du?“ Sie sah fragend zu ihrer Tante auf. Ihr Blick war traurig.
„Sie, hat es nicht geschafft kleine Kala. Sie ist im Fluss ertrunken.“
Kalassin konnte es nicht glauben. Sie sprang auf, lief zum Flussufer und schrie was ihr kleines Stimmchen hergab.
„Schwester! Komm hoch! Na los! Ich weiß das du es schaffst!“ Doch es kam keine Antwort mehr. Lucretia nahm sie hoch und trug sie wieder ein Stück zurück. Kalassin hing wie ein nasser Haufen Fell in ihrem Fang und rührte sich nicht. Ihre Schwester war fort. Auf ewig.
Anax und Kastor waren wieder zurück und liefen stolz zu ihrem Vater der sie Schwanzwedelnd begrüßte. Er ließ sich sogar auf ein Spiel mit den beiden ein. Kalassin jedoch war im Inneren kalt. Sie wollte nie wieder spielen, nie wieder fressen. Und die Angst schnürte ihre Brust zu. Was würde mit ihr passieren? Jetzt wo sie die Prüfung nicht bestanden hatte?
Plötzlich ließ ihre Tante sie fallen und beugte ihre Schnauze nahe an ihr Ohr.
„hör mir zu Kalassin, du solltest jetzt laufen, weit weg! Ich werde sie daran hindern dir zu folgen! Versprich mir das du nicht zurückkehren wirst!“
Mit ihren blauen Augen schien Lucretia sie zu durchbohren. Kalassins Augen blieben an ihrem Sandfarbenen Fell hängen. Sie hatte gerne daran gezogen.
„warum soll ich weglaufen Tante?“
Doch Lucretia schüttelte den Kopf und sah sich Sorgenvoll um. Die anderen beachteten sie nicht und waren vollauf damit beschäftigt die beiden Brüder zu beglückwünschen.
„lauf Kala! Lauf weit fort! Versprich es!“ Sagte sie noch einmal mit nachdruck das Kalassin gar nicht anders konnte als zu nicken.
„Dann Lauf!“ zischte Lucretia und zeigte ihr drohendes Gebiss. Und erschrocken sprang Kalassin auf und rannte los. Einfach fort. Sie achtete nicht einmal auf ihren Weg. Hinter sich konnte sie ein wütendes Knurren hören und ein um erbarmen bittendes Winseln. Dann war sie zu weit fort. Sie hörte die anderen nicht mehr. Sie rannte so schnell sie ihre kleinen Füßchen tragen konnten. Ihr Atem wurde immer unruhiger, doch sie rannte weiter.
Sie rannte so lange das sie keine Luft mehr in den Lungen zu haben schien. Und dann brach sie zusammen. Ein Häufchen elend saß nun da und rührte sich nicht. Ihre Gedanken überschlugen sich geradezu.
Was hab ich nur getan? Und nun? Wo soll ich nun hin? Was soll ich nun tun? Ich bin jetzt ganz alleine! Wo soll ich hin? Wer hält mich warm? Wer gibt mir fressen? Ich bin doch noch so klein.
Sie schluchzte auf und sah sich zitternd um. Alles dunkel und neblig. Gespenstisch waberte der Nebel umher, bildete Formen von Monstern die Kalassin fressen wollten. Sie japste erschrocken und lief eilig unter einen Busch, unter dem sie ängstlich hervor wimmerte.
„Mama? Wo bist du nur Mama?“
„Krah, ein kleines Wölfchen schau!“
„Kräh, hihi, wollen wir es fressen?“
Verängstig drehte Kalassin den Kopf ruckartig hin und her. Wer wollte sie fressen? Wer? Die Monster?
„Kräh, kihi, sieh nur wie es sucht das Wölfchen, wir fressen dich! Kräh!“
Sofort sprang Kalassin auf und sah weiterhin suchend umher.
„krah, hier oben du Dummerchen! Das macht ja sowas von keinen Spaß dich zu ärgern, krah!“
Sie hob ihren Blick nach oben. Da saßen zwei freche Rabenkrähenjungen auf einen Ast und beäugten sie vorwitzig.
„Wer-wer seid ihr?“ fragte sie und hob mutig das Schwänzchen etwas hoch.
„krah, wer wir sind fragt sie, krah!“ Sagte der rechte, etwas größere von beiden.
„Kräh, na wir sind Krah und Kräh, kräh!“
Erwiderte der kleine frech grinsend.
„Und, wo kommt ihr her? Was wollt ihr?“ Kalassin hob ihr Schwänzchen nun ganz hoch. Sie brauchte sich nicht vor den Vögeln zu fürchten.
„Krah, wir sind dir gefolgt als du geflohen bist, Krah, nicht gerade mutig, Krah!“
„kräh, genau! Heb dein Schwänzelchen nicht zu hoch sonst stichst du noch jemandem das Auge aus, kräh!“ Kicherte der andere.
Kalassin schnaubte verärgert, ließ ihr Schwänzchen jedoch sinken. Die beiden Rabenkrähen kamen zu ihr hinunter gesegelt.
„Krah, sag Wölfchen, was willst du jetzt tun?“
„kräh, komm doch mit zu uns! In unserer Kolonie wird jeder Freiflügler aufgenommen, kräh!“
Der größere von beiden, sie schienen Brüder zu sein, stupste ihn mit dem Flügel an und sie drehten sich um und flüsterten.
Kalassin konnte nichts von dem verstehen doch in ihrem Herzchen tat alles weh, sie war so einsam. Alle waren jetzt weit weg, ihre Mutter, ihre Brüder und ihre Tante Lucretia. Sie schluchzte unterdrückt auf. Die beiden Krähenbrüder drehten sich ihr wieder zu.
„Krah, also komm, wir stellen dich unserer Mutter vor. Sie ist die liebste und fürsorglichste Mutter die man sich vorstellen kann! Sie hat uns sogar früher als alle anderen Krähenkinder aus dem Nest geschubst um Fliegen zu lernen! Krah!“
Und so lief Kalassin eilig den beiden hüpfenden Krähenbrüdern Krah und Kräh hinterher. Was hätte sie auch anderes machen sollen?
Es stellte sich heraus das die Kolonie von der die beiden gesprochen hatten riesig war. Kalassin konnte sie nicht zählen. Wie schwarze Trauben hingen sie in den ästen und beäugten sie mit dunklen Knopfaugen.
„Krah, da oben, das ist Mutter.“
„Kräh, MUTTER!“ rief der jüngere und plusterte sich aufgeregt auf.
Kalassin sank in sich zusammen. Die vielen Augen machten sie nervös und als plötzlich ein riesiger Schatten vor ihr auf dem Boden landete ließ sie sich auf den Rücken plumpsen und zitterte erbärmlich mit eingekniffenem Schwanz.
Die Mutter von den Krähenbrüdern war so groß wie Kalassin selbst.
„Was will ein Pelzknäuel wie du hier unter uns?“ Ihre Stimme war bedrohlich und krächzte dunkel dass es Kalassin kalt den Rücken hinab fuhr. Sie schluckte schwer und brachte keinen Ton hervor.
„Krah, wir haben sie gefunden und wollen sie behalten Mutter, krah!“
„Kräh, ja bitte Mutter, sie soll unsere kleine Schwester werden, Kräh!“ Sagte der jüngere und zupfte aufmunternd an Kalassins Ohren. Sie erhielt durch diesen beistand Mut und schnaufte einmal tief.
„ich habe-ich habe niemanden mehr. Ich bin weggelaufen.“
Die Augen der Krähenmutter wurden sanft.
„Oh, du armes kleines Geschöpf. Warum sagst du das denn nicht gleich? Krr, krr. Mein Name ist Krâja. Und von nun an sollst du mein Kind sein! Vergiss deine Familie! Vergiss dein Wolf sein. Du meine kleine wirst großes tun! Krr, krr. Willkommen im Clan der Krähen, Tochter.“
Kalassins Miene hellte sich auf und eifrig nickte sie. Krah und Kräh sprangen um sie herum, krächzten lautstark und sie konnte deutlich hören wie dieser krach immer mehr anschwoll. Alle Krähen auf den Bäumen hatten mit eingestimmt. Kalassin lächelte. Sie hatte ein neues zu Hause.
Doch ahnte sie nicht wie schwer das Vergessen fällt.
Das Leben bei dem Rabenkrähenclan stellte sich als so andersartig heraus das sie sich mehr als einmal am Tag verlegen am Schnäuzchen kratzte, weil die Dinge die sie tun musste so unwölfisch waren das es ihr peinlich war. Noch peinlicher, dass stellte sie bereits am ersten Abend fest, war es wenn sie die Dinge auch noch nicht konnte.
Krâja, ihre neue Mutter, saß, zusammen mit den anderen Rabenkrähen auf den Ästen der Bäume und pickte wirsch auf eine Stelle im Baum ein.
Kalassin legte den Kopf bei diesem Anblick auf die Linke Seite, nach einer Weile auf die rechte Seite und nach und nach kam ihr das alles mehr als lächerlich vor.
"Was tut ihr da Krâja?" Doch anstatt das ihre neue Mutter antwortete schallt es Krächzend von überall auf der Lichtung zu ihr hinunter:
"KRR RUHE!!!" und verschreckt zog sie das kleine Schwänzchen ein und schnaufte verlegen. Sie hatte sie irgendwobei gestört, doch wobei? Kalassin, die sich schutzsuchend unter einem Busch am Rande d Lichtung niedergelegt hatte, schob zögerlich die Schnauze hinaus und schnüffelte. Da war ein durchdringender Geruch, der nach und nach immer deutlicher wurde. Sie wurde deutlich mutiger, roch der Duft doch recht angenehm. Ihr kleines Näschen zuckte unruhig und ihr ganzer Körper zitterte vor Aufregung bei diesem Geruch.
Was ist das nur? Fragte sie sich. Ich habe sowas noch nie gerochen!
Im Grunde war alles was sie immer sehr deutlich wahrgenommen hatte an Gerüchen, der ihrer Mutter, ihrer Geschwister und, ja, und von Beute. Doch das roch nach gar nichts von all den Dingen die sie kannte.
"Krah, was spionierst du hier so rum?"
"Ja genau, Kräh, warum frisst du nicht?"
Sie war vor schreck glatt zusammengezuckt und purzelte über ihre eigenen Pfötchen als sie die Stimmen ihrer neuen Brüder Krah und Kräh hinter sich hörte.
Sie schnaufte verärgert als sie die belustigten Mienen der Beiden sah. Sie hatten sie erschrecken wollen! Wie gemein!
Doch ihre Brüder, Anax und Kastor, hatten das auch oft gemacht. Sie senkte traurig die Schnauze zu Boden und kniff ihr kleines Schwänzchen ein.
Was die zwei wohl gerade taten? Was sie wohl dachten weshalb sie, Kalassin, nicht wieder zurückkam? Ob sie traurig waren? Bestimmt gab es jetzt lecker Fleisch.
Bei diesem Gedanken floss ihr sogleich der Speichel ins Maul.
Krah und Kräh musterten sie aus ihren Schwarzen Knopfaugen.
"Krah, was hast du?"
Gerade als Kräh wieder irgendetwas erwidern wollte nur um seinem Bruder im reden in nichts nachzustehen drang ein knurrendes und brummendes Geräusch aus Kalassins Magen. Sie legte verlegen die Schnauze an den Boden.
"ich hab solch einen Hunger." jammerte sie.
"Du Windhund! Kräh, jammernder Windhund!"
Sie hob fragend die Augenbrauchen(Anderes Wort)
"Windhund? Was ist ein Windhund?" Krah und Kräh sahen sich fassungslos an. Dann begannen sie mit einem Gelächter was sich bei ihnen laut und unharmonisch anhörte. Ihre krächzenden Stimmen überschlugen sich dabei.
"Kr-Krahaha! Sie weiß nicht was ein Windhund ist, Krah!"
"Kräh! Ja, das ist zu Komisch, Kr-kräh!"
Kalassin kam sich noch nie im Leben so dumm vor. Doch trotzig schob sie ihre Ohren nach vorne und verengte die Augen. Aus ihrer Kehle klang ein klägliches knurren.
"Was ist daran so witzig? Was ist denn nun ein Windhund?"
Da landete neben ihnen Krâja und klopfte den zwei Brüdern mit dem Schnabel auf dem Kopf die darauf betroffen zu ihrer Mutter sah.
"Krah, aua, aber Mama!"
"Kräh, ja genau, aber Mama!"
"Ruhe!" Schallt sie ihre Mutter und sah zu Kalassin. Jene legte den Kopf nach unten um zu zeigen dass sie ihr auf keinen Fall den Rang streitig machte und winselte leise. Doch krah zog nur einmal sachte ihren Flügel über ihr Köpfchen.
"kalassin ist ein Wolf. Wölfe leben in Revieren. Sie reisen nicht unbedingt durch die ganze Welt. Sie geben auch ihre Geheimnisse nicht an ihre Welpen weiter. Diese dummen vierbeinigen Ratten. Erst wenn sie alt genug sind um das Rudel zu verlassen. Wie dumm, Krr. Ja dumm. Krr." Kalassin legte nun wieder trotzig die Stirn in falten.
"Wir sind nicht dumm." Und schon hatte Krâja auch ihr mit dem Schnabel auf den Kopf gepickt.
"aua." Winselte Kalassin und schnaufte verletzt. Was hatte sie Falsch gemacht? Es hieß doch immer, wenn jemand dein Rudel beleidigt verteidige es und seine Ehre. Was war also falsch an ihrer Äußerung? Sie wollte aufstehen sich stolz aufrichten doch ein Blick in Krâjas schwarze Augen ließ sie weiterhin sich ducken.
"Du gehörst nicht mehr zu ihnen. Vergiss sie! Krr. Du bist kein normaler Wolf mehr! Und du bist nicht mehr in ihrem Rudel. Du bist nun hier! Vergiss das nicht!"
Kalassin senkte betroffen den Blick. Es machte Sinn was die alte Krähe sagte. Kalassin gehörte nicht mehr in das Rudel ihrer Familie. Sie war kein Wolf mehr. Doch, was war sie dann? Ihre Gedanken wurden von ihrem Magenknurren durchbrochen. Sie legte die Ohren an.
"ich hab solch Hunger." Jammerte sie. Krah und Kräh wollten schon wieder ein Hohngelächter ansetzen doch Krâja scheuchte sie fort.
"Geht und macht woanders Unfug ihr zwei Taubensperlinge!" Krah und Kräh verzogen beleidigt das Gesicht und hoch erhobenen Schnabels flogen sie davon.
"und was soll ich nun fressen?" Schluchzte Kalassin weiter. Sie hatte noch nie solch einen Hunger verspürt.
"Krr. Nun, Da sind die Bäume, du musst es dir nur holen."
Kalassin hob den Blick in die Bäume in denen noch immer die anderen des Schwarms saßen und eifrig gegen die Rinden pickten.
"und- und wo? Und vor allem wie?" Krâja flog zu einem nahe gelgenen Baum und deutete ihr zu ihr zu kommen.
"krr. schau genau zu. Ich zeig es dir nur einmal!" Und Kalassin schaute genau zu. Nicht einmal erlaubte sie es sich die Augen zu schließen. Was ihr die Sicht jedoch nur verschwimmen ließ, weil ihr die Augen begannen zu tränen. Was sie zum niesen brachte.
Krâja begann damit um den Baum herum zu hüpfen und immer wieder gegen die Rinde zu Picken. Ihr Gesicht war dabei ernst und wie versteinert. Irgendwann schien sie eine geeignete Stelle gefunden zu haben und begann damit auf ein und dieselbe stelle förmlich einzuhämmern. Immer und immerweiter pickte sie was ein ähnliches Geräusch ergab wie wenn dieser seltsame Vogel, den Kalassin immer beobachtet hatte wenn sie sich gelangweilt hatte, in einem rasanten Tempo gegen einen Baum schlug. Nur das Krâja nicht so schnell war. Doch nach und nach gab die Rinde nach und zuerst konnte Kalassin nur einige schleimige Würmer sehen die Krâja voller Genuss verschlang doch dann, kam eine seltsam goldene Flüssigkeit hervor die Krâja sachte abschleckte. Es sah sehr gediegen aus da ihr Schnabel so lang und ihre Zunge viel zu kurz schienen. Dann sah sie Kalassin an und erst nach einer Weile begriff jene dass sie es auch versuchen sollte.
Sie holte tief Luft, streckte die Brust heraus und schlug zu. Direkt mit der Nase und jaulte laut auf vor schmerz. Es tat so furchtbar weh. Brannte und ziepte und als sie mit der Zunge über ihr Näschen schleckte merkte sie eine seltsam schmeckende Substanz die sie sofort erkannte. Blut. Außerdem waren einige Splitter vom abrutschen in der Nase. Sie winselte leise und sah zu ihrer Ziehmutter.
"Das tut ja weh! Wie machst du das nur so lange?" Krâja legte den Kopf schief und sah sie ungläubig an.
"Das musst du lernen. Mehr kann ich hier nicht für dich tun. Krr." und damit flog sie wieder nach oben auf die Äste wo die anderen mit ihrer Tätigkeit aufgehört hatten und nun neugierig Kalassin musterten. Bei all den schwarzen Augen die auf sie gerichtet waren sank Kalassin etwas in sich zusammen. Sie wollte schon umdrehen und aufgeben, als ihr Magenknurren zum innehalten zwang. Sie seufzte.
Ich sterbe noch vor Hunger...ich muss das machen!
Sagte sie zu sich selber und holte erneut tief Luft. Starrte konzentriert die Stelle an auf die sie schon zuvor gegen geschlagen hatte und versuchte es erneut. Doch alles war wie beim ersten Mal. Wenn nicht sogar noch schlimmer. Sie jaulte und winselte und von oben erklang wildes Hohngekreische.
Sie sank noch mehr in sich zusammen. Doch dann kam ihr eine Idee.
Mit Anlauf könnte es funktionieren!
Also lief sie einige Schritte zurück, zuckte kurz mit der Nase hin und her was ihr kleine schmerz wellen über den Pelz zog, schnaufte kurz, schabte mit den Pfoten im Dreck und rannte los. Im Laufen schrie sie sich immer wieder selbst Mut zu.
Du packst das! Was sagte Mutter immer? Wir sind Wölfe! Wir schaffen alles was andere schaffen!
Und während sie schon wirklich glaubte es zu schaffen lief sie mit voller Wucht gegen den Baum und sah kleine flimmernde Sterne. Einige Sekunden lang blieb sie nun so liegen. Ihr Köpfchen wummerte wie wild und in ihren Ohren klingelte es furchtbar. Sie nahm kaum wahr wie jemand neben ihr landete.
"Krah, nun lass den Kopf doch nicht hängen!"
"kräh, genau! Mein Gott du bist doch ein Krähenwolf! Kräh!"
"Krah, der war gut! Ja du bist ein Krähenwolf!"
"Kräh, natürlich war der Gut! Kam ja schließlich von mir! Nun steh schon auf Kalassin! Schwesterchen!"
Kalassin hörte sie wie durch eine mauer. Schwesterchen? Anax hatte sie auch immer so genannt um ihr Mut zu machen. Und Kastor hatte ihr immer in die Ohren gezwickt. Was war sie schon? Ein Krähenwolf? Was sollte das sein? Was sollte sie erreichen wenn sie nicht einmal genau wusste was sie war? Sie winselte leise auf.
Einer der Beiden Krähenbrüder zupfte an ihrem Pelz.
"Kräh, nun komm schon. Die lachen doch sonst alle über dich! Schwesterchen, Kräh." Flüsterte er in ihr Ohr.
"Krah, nun mach schon. Zeig dass in dir ein Krähenwolf steckt! Überleg dir was! Du bist doch schließlich nicht aus dem Nest gefallen, Krah, oder?"
Langsam richtete sie sich auf. Die beiden hatten Recht! Sie musste beweisen dass sie ein Krähenwolf war. Was auch immer das war! Sie schüttelte ihren Pelz aus, blendete all die Hohnschreie die von den oberen Ästen kamen aus und sah zu der Baumrinde hinüber. Sie knurrte sie leise an. Was sollte sie machen? Eindeutig war, dass ihre Nase nicht so scharf und Spitz war wie der Schnabel der Rabenkrähen. Aber, vielleicht hatte sie ja etwas das auch scharf und spitzt war? Sie überlegte einen Moment als es ihr einfiel. Natürlich! Ihre Zähne! Wieso hatte sie daran noch gar nicht gedacht?
So lief sie zu dem Baum heran und begann an der Rinde zu knabbern. Auf den Ästen war es plötzlich mucks mäuschen still. Als hätte jemand dem Rabenkrähenclan die Stimme genommen. Sie spuckte die abgeknabberte Rinde einfach aus und nach und nach konnte sie hin und wieder eine weiße Made erkennen die sie mit einer schnellen Zunge herausholte und hinabschluckte. Nach der ersten schleckte sie einen Moment über ihre LEftzen. Gar nicht so übel. Dachte sie und setzte ihr werk fort. Irgendwann dann kam diese seltsame goldene Flüssigkeit hervor und übermütig schleckte sie Kalassin ab, spuckte jedoch sofort wieder. Sie war bitter. Widerlich! Darauf war sie nicht vorbereitet gewesen. Sie grunzte und röchelte um das bisschen was sie geschluckt hatte wieder hervor zu bekommen. Erst nach einer ganzen Weile legte sich der Geschmack.
"krah, schmeckt es dir nicht?"
"Kräh, bist wohl zu fein für unsere Leibspeise! Kräh!" Sagte die beiden Brüder beleidigt und flogen nach oben zu ihrer Mutter. Die bereits, sowie auch all die anderen, dabei war an ihrem Baum zu picken als wäre nichts gewesen.
Kalassin schnaufte noch einmal angewidert von dem Geschmack. Er hatte ihr den Hunger vertrieben. Doch mit etwas stolz sah sie auf ihr werk. Es war ein kleiner Sieg. Und eine kleine Niederlage zugleich. Doch für heute. konnte sie stolz auf sich sein
Eine Mondlose Nacht. Still und unheilschwanger. Daran würden sich noch die ältesten Wölfe erinnern. Ihre Erzählungen würden über die Jahrhunderte immer mit den gleichen Worten beginnen.
"In einer Mondlosen, stillen aber unheilschwangeren Nacht geschah, dass die eine geboren wurde, die eine die den Wind zum wenden bringen würde..."
Es war nicht Zaidas erster Wurf und doch war sie unter allem anderen aufgeregt und unruhig als sie spürte dass die Welpen kamen. Sie drehte sich einige male im Kreis in der kleinen Höhle die sie unter einer riesigen Baumwurzel, vor zwei Jahren, gegraben hatte. Es war ihr dritter Wurf doch sie war angespannt wie bei ihrem ersten. Allein ,weil die Zeichen der Nacht so unsagbar schlecht standen.
Man sagte, Welpen die in eine Mondleere Nacht geboren werden haben einen dunklen Charakter und würden ihre Familie ins Unglück stürzen. Oder das einer aus dem Wurf das Leben des Rudels vollständig verschlechtern würde. Hungersnöte, Krankheiten, Kriege.
Zaida war deshalb äußerst unsicher.
Als die Wehen schließlich unsagbar schlimm wurden hielt sie kaum noch aus...
Es waren sechs an der Zahl. zwei Männchen und vier Weibchen. Zaida leckte gerade das Fell der Jungen sauber als sie spürte das eines von ihnen nicht atmete. Es war eines der Weibchen. Das letzte. Sie leckte immer wieder über das zottige Bündel. Es war tot. Tot geboren. Doch Zaida kümmerte es nicht. Sie kannte es noch nicht einmal. Es hatte keinen Namen, keinen Herzschlag, Es war nicht existent.
Sie ließ den toten Welpen dort liegen und leckte die anderen sauber. Alle anderen schienen bei bester Gesundheit.
kurz darauf musste sie jedoch einsehen dass es ein weiteres Weibchen nicht schaffen würde. Sie war schwächlich, schien den Weg zu den Zitzen nicht zu finden und wurde oft von seinen Geschwisterchen begraben. Zu Anfang hatte sie noch versucht die kleine zu den Zitzen zu schieben. Ihr zu zeigen wo sie zu finden waren. Doch nun musste sie eingestehen dass sie sich nicht weiter um die kleine kümmern konnte.
Einen Tag später trug sie den kleinen, erdrückten Körper des Weibchens hinaus, vergrub ihn etwas entfernt der Höhle, tauschte einen besorgten und traurigen Blick mit Kolja aus und verschwand dann wieder zurück in der Höhle wo sie mit wimmern erwartete wurde.
einige Wochen später waren die Welpen bereit den Bau zu verlassen. Immer wieder musste sie die kleinen aufhalten, weil sie zu neugierig auf diese helle Welt dort draußen waren.
Obwohl es noch nicht an der Zeit war so beobachtete sie die kleinen Welpen genau und überlegte sich Namen für sie. Doch letztendlich würde Kolja, ihr Gefährte und Alpha des Rudels der Nordwinde ihnen ihre Namen geben. Soweit sie würdig waren. Soweit sie würdig waren.
"los ihr kleinen Pelzknäule, hinaus ins Licht." dreimal hatte sie bis jetzt diesen Satz gesagt und jedesmal war die Reaktion gleich. Die Welpen, seit Tagen darauf erpicht hinaus zu gelangen verkrochen sich nun in der hintersten Ecke, zitterten an ihrem ganzen Leibchen und jammerten.
"nicht doch Mama, nicht heute. Es ist kalt!"
Doch Zaida kannte keine Gnade. Wie sehr sie die kleinen schon ins Herz geschlossen hatte.
Die Zwei Männchen, noch blauäugig und tapsig, aber mit dem gleichen Stolz wie der ihres Vaters gesegnet begannen als erste sich voran zu trauen. kurz gefolgt von einem Weibchen dessen eines Auge etwas dunkler war als das andere. Sie blieb auf halber strecke stehen und drehte sich zum letzten Weibchen um und winselte auffordernd. Zaida lächelte. Oh ja, sie wusste ihren Namen schon sehr genau...
Kalassin.
Kapitel eins
Der Krähenclan
Der Krähenclan
Beängstigend waren die Geräusche und Gerüche die immer stärker wurden je näher sie mit ihren Brüdern und ihrer Schwester dem Ausgang kam. Gerade eben verschwand der Schwanz des ältesten im hellen Licht das am Loch wartete. Sie hatte solch eine Angst. Würde sie erblinden wenn sie dort hinausginge? Würde sie die Prüfung bestehen können? Als das sah sie es nämlich an. Als Prüfung um zu beweisen das man zum Rudel gehören sollte. Sie schluckte schwer als sie neben sich ein winseln vernahm. Es war die Jüngste von ihnen. Ihre einzig übriggebliebene Schwester. Sie schleckte beruhigend über deren Schnauze.
"hab keine Angst, es wird schon alles gut und Mutter wird doch direkt hinter uns sein." Ihre Schwester nickte aber ihre Augen spiegelten noch immer ihre Angst wieder.
Doch nun hörten sie den ältesten ihrer Brüder rufen.
"wo bleibt ihr denn? Ihr kriechenden Würmchen!"
Angespornt von dieser Neckerei traten sie endgültig hinaus ins Freie. Für einen Moment hielt sie den Atem an vor Spannung was geschehen würde doch dann ... nichts. Die Welt draußen war anscheinend harmloser als sie gedacht hatte. Sie war schon mal nicht blind. Sie drehte sich zu ihrer Schwester, die sie nun stolz anlächelte. Dann besah sie sich diese neue Welt.
Um sie herum standen viele Große Wölfe. Sie alle hatten ein annähernd dunkles Fell. Ab und an sah man einen etwas graueren Pelz oder mal einen Weißen Latz. Doch wirklich helle Wölfe sah sie nicht. Sie befand sich auf einer kleinen Lichtung. Riesige Bäume standen so dicht das der Boden unter ihrer dichten Belaubung kaum Licht bekam und düster wirkte.
Sie war, fasziniert von denn Eindrücken, einfach weiter gegangen und war nun in ihren Bruder hineingelaufen. Sie wollte ihn gerade ins Schwänzchen zwicken als sie bemerkte dass er, und auch ihr anderer Bruder wie in Trance nach oben sahen.
Und nachdem sie nun ihren Blicken folgte stand auch sie starr vor schreck ganz steifbeinig da.
Dieser Wolf der vor ihnen stand, jagte ihr zugleich Furcht und Ehrfurcht ein. Wenn es nicht dasselbe war.
Sie musste sich glatt hinsetzen.
Der Wolf vor ihr war Schwarz. Vollkommen schwarz. Nur seine Augen schienen golden aus dem Pelz heraus zu stechen. Sie konnte seine Muskeln unter dem Pelz förmlich arbeiten sehen wie er etwas hin und stampfte.
Auf seinem Gesicht lag Abschätzung. Er stupste einen ihrer Brüder, den ältesten in die Rippen der daraufhin um purzelte. Sie war sich sicher das er unter normalen Umständen gewimmert hätte doch nun sagte er keinen Ton sondern klemmte sein zitterndes Schwänchen ein und sah zu dem schwarzen Riesen auf.
Sie wusste wer dieser Wolf war.
Ihr Vater.
Mutter hatte oft von ihm gesprochen. In den schönsten Worten hatte sie von ihm geredet. Doch sie, die kleine Fähe konnte wahrlich nichts davon wiederfinden. Er sah weder gütig noch zärtlich aus. Doch! Doch Stark war er. eindeutig.
Sie und ihre anderen Geschwister taten es dem ältesten Bruder nach und warfen sich zu Boden und klemmten ihre Schwänzchen ein. Er lief zu jedem von ihnen und stupste gegen ihre Bäuche. Ihre beiden Brüder waren ganz still dabei. Sie konnte sich ein winseln nicht verkneifen und einen Moment hielt er über ihr Inne. Seine scharfen Zähne waren nur wenige Zentimeter von ihrem Bäuchlein entfernt. Sie verstummte vor Schreck sofort und ihr Vater schritt weiter zum letzten Welpen.
ihre Schwester hatte solch eine Angst dass sie Urin ließ. Die Augen ihres Vaters verengten sich zu Schlitzen und er verharrte wie bei der jungen Fähe über ihrer Schwester die allerdings nicht verstummte sondern nach der Mutter rief. Er brummte leise und erhob den Kopf wieder Stolz.
Er setzte sich ihnen gegenüber und wartete bis sie sich aufgerichtet hatten. Dann sprach er zum ersten Mal mit ihnen.
"Welpen des Rudels des Nordwindes! Ich bin Kolja, euer Vater. In den nächsten Wochen werdet ihr lernen was es heißt Wolf zu sein um auf der großen Wanderung nicht schwächlich zu sterben. Lernt und findet euren Platz! So soll euch mein Rudel nun willkommen heißen."
Er stupste jeden von ihnen noch einmal gegen die kleine Schnauze und setzte sich. Dann kamen all die anderen Wölfe die bis dahin zurückhaltend hinter ihm gewartet hatten, schwanzwedelnd auf sie zu. Beschnüffelten sie, stupsten sie, schleckten ihnen über das Fell. Jeder der Welpen wurde willkommen geheißen.
Als auch der letzte bei ihnen gewesen war erhob sich Kolja, ihr Vater, erneut und blieb vor dem ältesten stehen.
"nun sollt ihr eure Namen erhalten der euch zu einem Individuum macht. Von nun an, bis zu eurer Prüfung steht ihr im Schutz des Rudels und euch wird kein Leid ereilen. Kastor, der Ausgezeichnete." Er trat weiter vor ihren zweiten Bruder. "Anax, Herrschers sohn." Dann trat er vor die kleine Fähe die erneut zu zittern begann. Er stoppte und beobachtete sie genau. Er schien sich abwenden zu wollen ohne ihr einen Namen zu geben. Die kleine Fähe zitterte immer mehr. was sollte es bedeuten wenn sie keinen Namen bekommen würde? Doch es ertönte die Stimme ihrer Mutter.
"Ihr Name ist Kalassin. Kalassin, Wächterin der jungen." Kolja drehte sich abrupt zu ihrer Mutter um. Irgendetwas schien ihn zu beschäftigen. Dann sah er wieder zu ihr hinunter, durchbohrte sie mit seinem Blick und nickte.
"Kalassin, Wächterin der Jungen." Dann trat er fort. Ohne ihre Schwester auch nur noch eines Blickes zu würdigen. Kalassin sank in sich zusammen. Aus Erschöpfung und trauer für ihre Schwester. Wieso hatte sie keinen Namen erhalten? Sie sah fragend zu ihrer Mutter auf die von der Höhle her gekommen war. Jene strich ihr, ihren Brüdern und etwas zögerlich auch über den Kopf ihrer Schwester mit der Zunge.
"Nun, meine geliebten Welpen. Es ist ein Brauch das schwächste Junge Namenslos zu lassen. Damit der Abschied nicht schwerfällt. Damit es kein Individuum ist." Die Fähe die nun endlich einen Namen hatte sah erschrocken ihre Schwester an. Jene schien ein Häuflein elend zu sein. Aufmunternd stupste sie sie mit ihrer Pfote an.
"sei nicht traurig Schwesterherz. Dir wird nichts passieren!" Sie schmiegte sich an sie und erhaschte noch einen Moment lang einen Blick auf die Augen ihrer Mutter. Sie schien sie argwöhnisch zu mustern doch schon im nächsten Moment war der Ausdruck fort, gewichen einer mütterlichen Miene.
Kastor, ihr ältester Bruder auf dessen Gesicht schon deutlich eine schwarze Maske zu erkennen war kam einen Schritt näher. Er war der Größte und korpulenteste unter ihnen. Kalassin hatte sich gerne in der dunklen Höhle an ihn geschmiegt.
„Winzling! Warum bist du auch nicht gewachsen?“ sagte er im barschen ton der Kalassin an den ihres Vaters erinnerte. Sein Blick war jedoch voller Sorge um seine Schwester. Anax trat nun ebenfalls tapsig zu ihnen. In sein helles graues Fell mischten sich schwarze Linien die Kalassin gerne mit der Nasenspitze entlangfuhr.
„ihr solltet beide etwas mehr auf die Rippen bekommen. Du kleine Schwester und auch du Kalassin. Sonst passiert bestimmt noch was Schlimmes.“ Auch in seinen Augen war Sorge zu lesen. Kalassin erhob sich und stellte ihr kleines Schwänzchen hoch auf.
„ach was, es passiert uns nichts!“ sagte sie scharf. Kastor ließ diese aufmüpfige Geste nicht durchgehen und stürzte sich auf sie. Eine weile waren sie zu einem Knäul Welpe geworden als Kalassin auf dem Boden, festgehalten durch die Pfote ihres Bruders, schniefend lag.
So war es immer. Sie unterlag. Selbst gegen Anax, der geschmeidiger und schnittiger wirkte als Kastor, hatte sie noch nicht einmal gewonnen. Es kratzte an ihrem Ego und doch, machte es ihr im Grunde nichts aus. Ihr war es egal dass sie vielleicht unter ihren Brüdern in der Rangfolge lag. Solange sie nur bei ihnen bleiben konnte.
Die Tage zogen dahin. Waren vergangen und sie waren nun Acht Wochen alt.
Ihre Mutter hetzte sie immer mehr dazu zu spielen, zu raufen und balgen. Sollten sie doch bald ihre große Winterwanderung beginnen. Doch davor kam die Prüfung. Kalassins Herz schmetterte bei diesem Gedanken gegen ihr Brüstchen. In den letzten Wochen hatten sie einen mächtigen Wachstumsschub bekommen und sahen nun eher wie Fledermäuse mit langen Beinen aus, und weniger wie Wölfe.
Jedoch musste Kalassin eingestehen das ihre kleine Schwester, sowie auch sie selbst nicht solch einen Schub bekommen hatten wie Ihre Brüder. Sie reichte jenen gerademal mit der Nasenspitze ans Kinn. Ein Grund mehr verängstigt zu sein wie sie fand. Doch zu liebe ihrer Schwester blieb sie äußerlich ruhig. Es reichte wenn eine von ihnen zitterte wie Espenlaub.
Der Tag der Prüfung war Nebelig. Nicht selten in diesem Wald wie sie festgestellt hatten. Kalassin trat tabsig zu ihren Brüdern, immer hinter ihr ihre Namenslose Schwester. In den Wochen hatte sie bemerkt wie ihre Schwester um jeden bissen zu kämpfen hatte. Mehr als die anderen Jungen. Selbst ihre Mutter hatte sie nicht mehr beachtet. Es schnitt Kalassin in ihr kleines Herz ihre Schwester so zu sehen. Aber was hätte sie schon tun können? Nichts. Sie gab ihr immer wieder etwas von ihrem Fleisch, das sie seit einigen Tagen bekamen, ab. Doch es half nichts. Ihre Schwester war klein, dürr und verängstigt.
„Welpen!“ schallte laut die Stimme ihres Vaters über die kleine Lichtung.
„es ist an der Zeit euch eure Prüfung zu zeigen und das ihr, was ich erwarte, sie besteht!“
Er deutete mit der Schnauze zu dem kleinen Flüsschen hinüber an dem sie immer spielten und der sich, von einem ausgewachsenen Wolf, leicht überspringen ließ.
„Ihr müsst über den Fluss kommen. Habt ihr das geschafft, so werdet ihr ein Teil des Rudels und euch wird Ehre erteilt.“
Kastor und Anax waren kaum zu halten, schon waren sie in den Fluss gesprungen. Kamen japsend und nach Luft ringend an die Oberfläche und paddelten los. Besonders anmutig wirkten sie nicht, doch sie kamen voran.
Kalassins Herzchen wurde so laut in ihren Ohren das sie selbst den Fluss nicht mehr hören konnte. Sie stand wie gebannt und am Boden festgewachsen am Flussufer und traute sich nicht. Da stubbste sie eine Schnauze von hinten. Abrupt fuhr sie herum und blickte in die blauen Augen ihrer Tante. Die Schwester ihrer Mutter.
„Nun mach schon Kala. Ich weiß das du es kannst! Entäusche mcih nicht.“ Sie lächelte leicht, verzog sich dann allerdings wieder, den Schwanz nah am Bauch angelegt zwischen den anderen Wölfen. Kalassin erhaschte den blick ihres vaters und erschrack. Er war Kalt. Zog ihr das Fell auf dem Rücken ab. Und ohne weiter zu überlegen sprang auch sie in den Fluss.
Die Strömung war stark und ihre Beinchen noch zu kurz. Sie paddelte jabsend, schnaufend, nach Luft ringend und kam doch nicht voran.
Hinter sich konnte sie ebenfalls ein jappsen hören. Ihre Schwester war ihr gefolgt. Wie immer. Doch sie konnte ihr Köpfchen nicht einmal über Wasser halten.
Kalassin wollte sie rufen, wollte ihr helfen doch sie brachte nicht einmal die Kraft auf bis zum anderen Ufer zu paddeln. Ihre Kräfte waren am ende. Ihre Schnauze immer öfter unter der Wasseroberfläche. Die Luft ging ihr aus. Die Sicht verschwamm.
Als sie sich plötzlich keuchend und Wasser spukend am Ufer wiederfand. Mit gespitzten Ohren sah sie sich um. Hatte sie es doch geschafft?
Sie fühlte eine Zunge über ihren Kopf gleiten. Heiß und fürsorglich. Doch als sie nun aufsah erkannte sie, dass sie noch immer am Ufer des Flusses war, von dem sie doch eigentlich wegkommen wollte. Sie ließ die Ohren hängen. Es war ihre Tante Lucretia die ihr wieder und wieder mit ihrer heißen Zunge über das Fell strich . Kalassin sah hinüber ans andere Ufer. Anax und Kastor schüttelten sich gerade das Wasser aus dem Fell. Sie hatten es geschafft. Kalassin nicht. Und was war mit ihrer Schwester? Sie sah sich suchend um, konnte sie jedoch nicht ausmachen.
„Schwester?“ winselte sie leise und am ganzen Leibe zitternd. Das Wasser war so kalt, trotz der warmen Sommerszeit.
„Schwester, wo bist du?“ Sie sah fragend zu ihrer Tante auf. Ihr Blick war traurig.
„Sie, hat es nicht geschafft kleine Kala. Sie ist im Fluss ertrunken.“
Kalassin konnte es nicht glauben. Sie sprang auf, lief zum Flussufer und schrie was ihr kleines Stimmchen hergab.
„Schwester! Komm hoch! Na los! Ich weiß das du es schaffst!“ Doch es kam keine Antwort mehr. Lucretia nahm sie hoch und trug sie wieder ein Stück zurück. Kalassin hing wie ein nasser Haufen Fell in ihrem Fang und rührte sich nicht. Ihre Schwester war fort. Auf ewig.
Anax und Kastor waren wieder zurück und liefen stolz zu ihrem Vater der sie Schwanzwedelnd begrüßte. Er ließ sich sogar auf ein Spiel mit den beiden ein. Kalassin jedoch war im Inneren kalt. Sie wollte nie wieder spielen, nie wieder fressen. Und die Angst schnürte ihre Brust zu. Was würde mit ihr passieren? Jetzt wo sie die Prüfung nicht bestanden hatte?
Plötzlich ließ ihre Tante sie fallen und beugte ihre Schnauze nahe an ihr Ohr.
„hör mir zu Kalassin, du solltest jetzt laufen, weit weg! Ich werde sie daran hindern dir zu folgen! Versprich mir das du nicht zurückkehren wirst!“
Mit ihren blauen Augen schien Lucretia sie zu durchbohren. Kalassins Augen blieben an ihrem Sandfarbenen Fell hängen. Sie hatte gerne daran gezogen.
„warum soll ich weglaufen Tante?“
Doch Lucretia schüttelte den Kopf und sah sich Sorgenvoll um. Die anderen beachteten sie nicht und waren vollauf damit beschäftigt die beiden Brüder zu beglückwünschen.
„lauf Kala! Lauf weit fort! Versprich es!“ Sagte sie noch einmal mit nachdruck das Kalassin gar nicht anders konnte als zu nicken.
„Dann Lauf!“ zischte Lucretia und zeigte ihr drohendes Gebiss. Und erschrocken sprang Kalassin auf und rannte los. Einfach fort. Sie achtete nicht einmal auf ihren Weg. Hinter sich konnte sie ein wütendes Knurren hören und ein um erbarmen bittendes Winseln. Dann war sie zu weit fort. Sie hörte die anderen nicht mehr. Sie rannte so schnell sie ihre kleinen Füßchen tragen konnten. Ihr Atem wurde immer unruhiger, doch sie rannte weiter.
Sie rannte so lange das sie keine Luft mehr in den Lungen zu haben schien. Und dann brach sie zusammen. Ein Häufchen elend saß nun da und rührte sich nicht. Ihre Gedanken überschlugen sich geradezu.
Was hab ich nur getan? Und nun? Wo soll ich nun hin? Was soll ich nun tun? Ich bin jetzt ganz alleine! Wo soll ich hin? Wer hält mich warm? Wer gibt mir fressen? Ich bin doch noch so klein.
Sie schluchzte auf und sah sich zitternd um. Alles dunkel und neblig. Gespenstisch waberte der Nebel umher, bildete Formen von Monstern die Kalassin fressen wollten. Sie japste erschrocken und lief eilig unter einen Busch, unter dem sie ängstlich hervor wimmerte.
„Mama? Wo bist du nur Mama?“
„Krah, ein kleines Wölfchen schau!“
„Kräh, hihi, wollen wir es fressen?“
Verängstig drehte Kalassin den Kopf ruckartig hin und her. Wer wollte sie fressen? Wer? Die Monster?
„Kräh, kihi, sieh nur wie es sucht das Wölfchen, wir fressen dich! Kräh!“
Sofort sprang Kalassin auf und sah weiterhin suchend umher.
„krah, hier oben du Dummerchen! Das macht ja sowas von keinen Spaß dich zu ärgern, krah!“
Sie hob ihren Blick nach oben. Da saßen zwei freche Rabenkrähenjungen auf einen Ast und beäugten sie vorwitzig.
„Wer-wer seid ihr?“ fragte sie und hob mutig das Schwänzchen etwas hoch.
„krah, wer wir sind fragt sie, krah!“ Sagte der rechte, etwas größere von beiden.
„Kräh, na wir sind Krah und Kräh, kräh!“
Erwiderte der kleine frech grinsend.
„Und, wo kommt ihr her? Was wollt ihr?“ Kalassin hob ihr Schwänzchen nun ganz hoch. Sie brauchte sich nicht vor den Vögeln zu fürchten.
„Krah, wir sind dir gefolgt als du geflohen bist, Krah, nicht gerade mutig, Krah!“
„kräh, genau! Heb dein Schwänzelchen nicht zu hoch sonst stichst du noch jemandem das Auge aus, kräh!“ Kicherte der andere.
Kalassin schnaubte verärgert, ließ ihr Schwänzchen jedoch sinken. Die beiden Rabenkrähen kamen zu ihr hinunter gesegelt.
„Krah, sag Wölfchen, was willst du jetzt tun?“
„kräh, komm doch mit zu uns! In unserer Kolonie wird jeder Freiflügler aufgenommen, kräh!“
Der größere von beiden, sie schienen Brüder zu sein, stupste ihn mit dem Flügel an und sie drehten sich um und flüsterten.
Kalassin konnte nichts von dem verstehen doch in ihrem Herzchen tat alles weh, sie war so einsam. Alle waren jetzt weit weg, ihre Mutter, ihre Brüder und ihre Tante Lucretia. Sie schluchzte unterdrückt auf. Die beiden Krähenbrüder drehten sich ihr wieder zu.
„Krah, also komm, wir stellen dich unserer Mutter vor. Sie ist die liebste und fürsorglichste Mutter die man sich vorstellen kann! Sie hat uns sogar früher als alle anderen Krähenkinder aus dem Nest geschubst um Fliegen zu lernen! Krah!“
Und so lief Kalassin eilig den beiden hüpfenden Krähenbrüdern Krah und Kräh hinterher. Was hätte sie auch anderes machen sollen?
Es stellte sich heraus das die Kolonie von der die beiden gesprochen hatten riesig war. Kalassin konnte sie nicht zählen. Wie schwarze Trauben hingen sie in den ästen und beäugten sie mit dunklen Knopfaugen.
„Krah, da oben, das ist Mutter.“
„Kräh, MUTTER!“ rief der jüngere und plusterte sich aufgeregt auf.
Kalassin sank in sich zusammen. Die vielen Augen machten sie nervös und als plötzlich ein riesiger Schatten vor ihr auf dem Boden landete ließ sie sich auf den Rücken plumpsen und zitterte erbärmlich mit eingekniffenem Schwanz.
Die Mutter von den Krähenbrüdern war so groß wie Kalassin selbst.
„Was will ein Pelzknäuel wie du hier unter uns?“ Ihre Stimme war bedrohlich und krächzte dunkel dass es Kalassin kalt den Rücken hinab fuhr. Sie schluckte schwer und brachte keinen Ton hervor.
„Krah, wir haben sie gefunden und wollen sie behalten Mutter, krah!“
„Kräh, ja bitte Mutter, sie soll unsere kleine Schwester werden, Kräh!“ Sagte der jüngere und zupfte aufmunternd an Kalassins Ohren. Sie erhielt durch diesen beistand Mut und schnaufte einmal tief.
„ich habe-ich habe niemanden mehr. Ich bin weggelaufen.“
Die Augen der Krähenmutter wurden sanft.
„Oh, du armes kleines Geschöpf. Warum sagst du das denn nicht gleich? Krr, krr. Mein Name ist Krâja. Und von nun an sollst du mein Kind sein! Vergiss deine Familie! Vergiss dein Wolf sein. Du meine kleine wirst großes tun! Krr, krr. Willkommen im Clan der Krähen, Tochter.“
Kalassins Miene hellte sich auf und eifrig nickte sie. Krah und Kräh sprangen um sie herum, krächzten lautstark und sie konnte deutlich hören wie dieser krach immer mehr anschwoll. Alle Krähen auf den Bäumen hatten mit eingestimmt. Kalassin lächelte. Sie hatte ein neues zu Hause.
Doch ahnte sie nicht wie schwer das Vergessen fällt.
Kapitel zwei:
die Kunst des Vergessens
die Kunst des Vergessens
Das Leben bei dem Rabenkrähenclan stellte sich als so andersartig heraus das sie sich mehr als einmal am Tag verlegen am Schnäuzchen kratzte, weil die Dinge die sie tun musste so unwölfisch waren das es ihr peinlich war. Noch peinlicher, dass stellte sie bereits am ersten Abend fest, war es wenn sie die Dinge auch noch nicht konnte.
Krâja, ihre neue Mutter, saß, zusammen mit den anderen Rabenkrähen auf den Ästen der Bäume und pickte wirsch auf eine Stelle im Baum ein.
Kalassin legte den Kopf bei diesem Anblick auf die Linke Seite, nach einer Weile auf die rechte Seite und nach und nach kam ihr das alles mehr als lächerlich vor.
"Was tut ihr da Krâja?" Doch anstatt das ihre neue Mutter antwortete schallt es Krächzend von überall auf der Lichtung zu ihr hinunter:
"KRR RUHE!!!" und verschreckt zog sie das kleine Schwänzchen ein und schnaufte verlegen. Sie hatte sie irgendwobei gestört, doch wobei? Kalassin, die sich schutzsuchend unter einem Busch am Rande d Lichtung niedergelegt hatte, schob zögerlich die Schnauze hinaus und schnüffelte. Da war ein durchdringender Geruch, der nach und nach immer deutlicher wurde. Sie wurde deutlich mutiger, roch der Duft doch recht angenehm. Ihr kleines Näschen zuckte unruhig und ihr ganzer Körper zitterte vor Aufregung bei diesem Geruch.
Was ist das nur? Fragte sie sich. Ich habe sowas noch nie gerochen!
Im Grunde war alles was sie immer sehr deutlich wahrgenommen hatte an Gerüchen, der ihrer Mutter, ihrer Geschwister und, ja, und von Beute. Doch das roch nach gar nichts von all den Dingen die sie kannte.
"Krah, was spionierst du hier so rum?"
"Ja genau, Kräh, warum frisst du nicht?"
Sie war vor schreck glatt zusammengezuckt und purzelte über ihre eigenen Pfötchen als sie die Stimmen ihrer neuen Brüder Krah und Kräh hinter sich hörte.
Sie schnaufte verärgert als sie die belustigten Mienen der Beiden sah. Sie hatten sie erschrecken wollen! Wie gemein!
Doch ihre Brüder, Anax und Kastor, hatten das auch oft gemacht. Sie senkte traurig die Schnauze zu Boden und kniff ihr kleines Schwänzchen ein.
Was die zwei wohl gerade taten? Was sie wohl dachten weshalb sie, Kalassin, nicht wieder zurückkam? Ob sie traurig waren? Bestimmt gab es jetzt lecker Fleisch.
Bei diesem Gedanken floss ihr sogleich der Speichel ins Maul.
Krah und Kräh musterten sie aus ihren Schwarzen Knopfaugen.
"Krah, was hast du?"
Gerade als Kräh wieder irgendetwas erwidern wollte nur um seinem Bruder im reden in nichts nachzustehen drang ein knurrendes und brummendes Geräusch aus Kalassins Magen. Sie legte verlegen die Schnauze an den Boden.
"ich hab solch einen Hunger." jammerte sie.
"Du Windhund! Kräh, jammernder Windhund!"
Sie hob fragend die Augenbrauchen(Anderes Wort)
"Windhund? Was ist ein Windhund?" Krah und Kräh sahen sich fassungslos an. Dann begannen sie mit einem Gelächter was sich bei ihnen laut und unharmonisch anhörte. Ihre krächzenden Stimmen überschlugen sich dabei.
"Kr-Krahaha! Sie weiß nicht was ein Windhund ist, Krah!"
"Kräh! Ja, das ist zu Komisch, Kr-kräh!"
Kalassin kam sich noch nie im Leben so dumm vor. Doch trotzig schob sie ihre Ohren nach vorne und verengte die Augen. Aus ihrer Kehle klang ein klägliches knurren.
"Was ist daran so witzig? Was ist denn nun ein Windhund?"
Da landete neben ihnen Krâja und klopfte den zwei Brüdern mit dem Schnabel auf dem Kopf die darauf betroffen zu ihrer Mutter sah.
"Krah, aua, aber Mama!"
"Kräh, ja genau, aber Mama!"
"Ruhe!" Schallt sie ihre Mutter und sah zu Kalassin. Jene legte den Kopf nach unten um zu zeigen dass sie ihr auf keinen Fall den Rang streitig machte und winselte leise. Doch krah zog nur einmal sachte ihren Flügel über ihr Köpfchen.
"kalassin ist ein Wolf. Wölfe leben in Revieren. Sie reisen nicht unbedingt durch die ganze Welt. Sie geben auch ihre Geheimnisse nicht an ihre Welpen weiter. Diese dummen vierbeinigen Ratten. Erst wenn sie alt genug sind um das Rudel zu verlassen. Wie dumm, Krr. Ja dumm. Krr." Kalassin legte nun wieder trotzig die Stirn in falten.
"Wir sind nicht dumm." Und schon hatte Krâja auch ihr mit dem Schnabel auf den Kopf gepickt.
"aua." Winselte Kalassin und schnaufte verletzt. Was hatte sie Falsch gemacht? Es hieß doch immer, wenn jemand dein Rudel beleidigt verteidige es und seine Ehre. Was war also falsch an ihrer Äußerung? Sie wollte aufstehen sich stolz aufrichten doch ein Blick in Krâjas schwarze Augen ließ sie weiterhin sich ducken.
"Du gehörst nicht mehr zu ihnen. Vergiss sie! Krr. Du bist kein normaler Wolf mehr! Und du bist nicht mehr in ihrem Rudel. Du bist nun hier! Vergiss das nicht!"
Kalassin senkte betroffen den Blick. Es machte Sinn was die alte Krähe sagte. Kalassin gehörte nicht mehr in das Rudel ihrer Familie. Sie war kein Wolf mehr. Doch, was war sie dann? Ihre Gedanken wurden von ihrem Magenknurren durchbrochen. Sie legte die Ohren an.
"ich hab solch Hunger." Jammerte sie. Krah und Kräh wollten schon wieder ein Hohngelächter ansetzen doch Krâja scheuchte sie fort.
"Geht und macht woanders Unfug ihr zwei Taubensperlinge!" Krah und Kräh verzogen beleidigt das Gesicht und hoch erhobenen Schnabels flogen sie davon.
"und was soll ich nun fressen?" Schluchzte Kalassin weiter. Sie hatte noch nie solch einen Hunger verspürt.
"Krr. Nun, Da sind die Bäume, du musst es dir nur holen."
Kalassin hob den Blick in die Bäume in denen noch immer die anderen des Schwarms saßen und eifrig gegen die Rinden pickten.
"und- und wo? Und vor allem wie?" Krâja flog zu einem nahe gelgenen Baum und deutete ihr zu ihr zu kommen.
"krr. schau genau zu. Ich zeig es dir nur einmal!" Und Kalassin schaute genau zu. Nicht einmal erlaubte sie es sich die Augen zu schließen. Was ihr die Sicht jedoch nur verschwimmen ließ, weil ihr die Augen begannen zu tränen. Was sie zum niesen brachte.
Krâja begann damit um den Baum herum zu hüpfen und immer wieder gegen die Rinde zu Picken. Ihr Gesicht war dabei ernst und wie versteinert. Irgendwann schien sie eine geeignete Stelle gefunden zu haben und begann damit auf ein und dieselbe stelle förmlich einzuhämmern. Immer und immerweiter pickte sie was ein ähnliches Geräusch ergab wie wenn dieser seltsame Vogel, den Kalassin immer beobachtet hatte wenn sie sich gelangweilt hatte, in einem rasanten Tempo gegen einen Baum schlug. Nur das Krâja nicht so schnell war. Doch nach und nach gab die Rinde nach und zuerst konnte Kalassin nur einige schleimige Würmer sehen die Krâja voller Genuss verschlang doch dann, kam eine seltsam goldene Flüssigkeit hervor die Krâja sachte abschleckte. Es sah sehr gediegen aus da ihr Schnabel so lang und ihre Zunge viel zu kurz schienen. Dann sah sie Kalassin an und erst nach einer Weile begriff jene dass sie es auch versuchen sollte.
Sie holte tief Luft, streckte die Brust heraus und schlug zu. Direkt mit der Nase und jaulte laut auf vor schmerz. Es tat so furchtbar weh. Brannte und ziepte und als sie mit der Zunge über ihr Näschen schleckte merkte sie eine seltsam schmeckende Substanz die sie sofort erkannte. Blut. Außerdem waren einige Splitter vom abrutschen in der Nase. Sie winselte leise und sah zu ihrer Ziehmutter.
"Das tut ja weh! Wie machst du das nur so lange?" Krâja legte den Kopf schief und sah sie ungläubig an.
"Das musst du lernen. Mehr kann ich hier nicht für dich tun. Krr." und damit flog sie wieder nach oben auf die Äste wo die anderen mit ihrer Tätigkeit aufgehört hatten und nun neugierig Kalassin musterten. Bei all den schwarzen Augen die auf sie gerichtet waren sank Kalassin etwas in sich zusammen. Sie wollte schon umdrehen und aufgeben, als ihr Magenknurren zum innehalten zwang. Sie seufzte.
Ich sterbe noch vor Hunger...ich muss das machen!
Sagte sie zu sich selber und holte erneut tief Luft. Starrte konzentriert die Stelle an auf die sie schon zuvor gegen geschlagen hatte und versuchte es erneut. Doch alles war wie beim ersten Mal. Wenn nicht sogar noch schlimmer. Sie jaulte und winselte und von oben erklang wildes Hohngekreische.
Sie sank noch mehr in sich zusammen. Doch dann kam ihr eine Idee.
Mit Anlauf könnte es funktionieren!
Also lief sie einige Schritte zurück, zuckte kurz mit der Nase hin und her was ihr kleine schmerz wellen über den Pelz zog, schnaufte kurz, schabte mit den Pfoten im Dreck und rannte los. Im Laufen schrie sie sich immer wieder selbst Mut zu.
Du packst das! Was sagte Mutter immer? Wir sind Wölfe! Wir schaffen alles was andere schaffen!
Und während sie schon wirklich glaubte es zu schaffen lief sie mit voller Wucht gegen den Baum und sah kleine flimmernde Sterne. Einige Sekunden lang blieb sie nun so liegen. Ihr Köpfchen wummerte wie wild und in ihren Ohren klingelte es furchtbar. Sie nahm kaum wahr wie jemand neben ihr landete.
"Krah, nun lass den Kopf doch nicht hängen!"
"kräh, genau! Mein Gott du bist doch ein Krähenwolf! Kräh!"
"Krah, der war gut! Ja du bist ein Krähenwolf!"
"Kräh, natürlich war der Gut! Kam ja schließlich von mir! Nun steh schon auf Kalassin! Schwesterchen!"
Kalassin hörte sie wie durch eine mauer. Schwesterchen? Anax hatte sie auch immer so genannt um ihr Mut zu machen. Und Kastor hatte ihr immer in die Ohren gezwickt. Was war sie schon? Ein Krähenwolf? Was sollte das sein? Was sollte sie erreichen wenn sie nicht einmal genau wusste was sie war? Sie winselte leise auf.
Einer der Beiden Krähenbrüder zupfte an ihrem Pelz.
"Kräh, nun komm schon. Die lachen doch sonst alle über dich! Schwesterchen, Kräh." Flüsterte er in ihr Ohr.
"Krah, nun mach schon. Zeig dass in dir ein Krähenwolf steckt! Überleg dir was! Du bist doch schließlich nicht aus dem Nest gefallen, Krah, oder?"
Langsam richtete sie sich auf. Die beiden hatten Recht! Sie musste beweisen dass sie ein Krähenwolf war. Was auch immer das war! Sie schüttelte ihren Pelz aus, blendete all die Hohnschreie die von den oberen Ästen kamen aus und sah zu der Baumrinde hinüber. Sie knurrte sie leise an. Was sollte sie machen? Eindeutig war, dass ihre Nase nicht so scharf und Spitz war wie der Schnabel der Rabenkrähen. Aber, vielleicht hatte sie ja etwas das auch scharf und spitzt war? Sie überlegte einen Moment als es ihr einfiel. Natürlich! Ihre Zähne! Wieso hatte sie daran noch gar nicht gedacht?
So lief sie zu dem Baum heran und begann an der Rinde zu knabbern. Auf den Ästen war es plötzlich mucks mäuschen still. Als hätte jemand dem Rabenkrähenclan die Stimme genommen. Sie spuckte die abgeknabberte Rinde einfach aus und nach und nach konnte sie hin und wieder eine weiße Made erkennen die sie mit einer schnellen Zunge herausholte und hinabschluckte. Nach der ersten schleckte sie einen Moment über ihre LEftzen. Gar nicht so übel. Dachte sie und setzte ihr werk fort. Irgendwann dann kam diese seltsame goldene Flüssigkeit hervor und übermütig schleckte sie Kalassin ab, spuckte jedoch sofort wieder. Sie war bitter. Widerlich! Darauf war sie nicht vorbereitet gewesen. Sie grunzte und röchelte um das bisschen was sie geschluckt hatte wieder hervor zu bekommen. Erst nach einer ganzen Weile legte sich der Geschmack.
"krah, schmeckt es dir nicht?"
"Kräh, bist wohl zu fein für unsere Leibspeise! Kräh!" Sagte die beiden Brüder beleidigt und flogen nach oben zu ihrer Mutter. Die bereits, sowie auch all die anderen, dabei war an ihrem Baum zu picken als wäre nichts gewesen.
Kalassin schnaufte noch einmal angewidert von dem Geschmack. Er hatte ihr den Hunger vertrieben. Doch mit etwas stolz sah sie auf ihr werk. Es war ein kleiner Sieg. Und eine kleine Niederlage zugleich. Doch für heute. konnte sie stolz auf sich sein
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